Krasse Kahlschläge und ein toller Grat

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20.05.2022

Am Morgen steige ich wieder ab und erreiche recht schnell den Talausgang. Auf einer kaum befahrenen, neuen Straße wandere ich am Fuß der Fagaras Berge durch Wiesen und am Rand von Birkenwäldern. Häufig ertönt das hohe Flöten von Pirolen, ich sehe einen Wiesenpieper und fotografiere ein Neuntöter Paar. An einem alten Industriegelände, das jetzt zum Teil ein Solarpark ist vorbei erreiche ich schließlich wieder den Waldeingang. Ein Stück begleitet mich ein alter Mann, der von Victoria aus hierher gewandert ist. Ein Stück folge ich einem Forstweg durch bewirtschafteten Wald, der recht gemischt mit vielen Buchen ist. Dann beginnt ein langer, steiler Anstieg auf einem Rückeweg, der aber so tief ausgespült worden ist, dass er nicht mehr befahrbar ist. Bei einer Pause höre ich Trappeln im Laub, bekomme die Urheber aber nicht zu sehen. Der Maggigeruch in der Luft verrät mir aber, dass hier Wildschweine unterwegs waren. Schließlich gelange ich an einen riesigen Kahlschlag, der dem alten Mann zufolge bereits vor 10 Jahren angelegt worden war. Noch sind nur relativ wenige Fichten und Ebereschen zu sehen, die natürliche Wiederbewaldung auf großen Freiflächen wo kein liegengelassenes Holz Schatten und Windruhe spendet, kann sehr lange dauern. Eine Erfahrung die wir vermutlich auch in Deutschland auf vielen der Borkenkäferkahlschlägen machen werden. Schließlich gelange ich in alten, dichten Fichtenwald, muss kurz über Schneefelder laufen und sehe einen schwerfällig abfliegenden Auerhahn. Ein Wunder, dass so große Vögel überhaupt fliegen können!

Bald lasse ich den Wald hinter mir und folge einem offenen, mit Heidelbeeren und Zwergwacholdern bewachsenem Grat. Jetzt eröffnen sich auch Blicke in die beiden Täler östlich von mir. Auch dort gibt es oben am Hang, wo das Terrain nicht mehr so steil ist, in der Fichtenzone große Kahlschläge. Auch über dem noch ziemlich unberührt wirken dem Arpasul Tal, das ich noch erkunden will, gibt es einen, allerdings weniger großen Kahlschlag. Zwar sind das bittere Wunden in der Landschaft, aber es gibt glücklicherweise noch viel, naturnah wirkenden Wald.

Es ist ein Traum bei dem herrlichen Wetter dem Grat zu folgen, mit ständigen atemberaubenden Aussichten auf die schroffen, teilweise noch schneebedeckten Berge. Schließlich schlage ich mein Lager auf einem traumhaften Plätzchen auf. Es ist so warm und sonnig, dass ich hier auf 1900 Meter Höhe noch lange in T- Shirt und kurzer Hose sitzen kann. Allerdings hatte mich der alte Mann gewarnt, dass es auf dem Grat kein Wasser gibt. Also schmilze ich Schnee mit meinem Hobo Kocher und genieße von Insekten umsummt den herrlichen Abend.


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