Wege erkunden in Breaza, Sambata und Vistea Mare Tälern 

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18.05-19.05.2022

Morgens regnet es noch, daher starte ich erst um 10 Uhr. Leider beginnt es wieder zu regnen, als ich schließlich losgehe, wenn auch glücklicherweise nicht allzu heftig, obwohl auch Hagel mit dabei ist. Es ist kalt, neblig und düster, ziemlich ungemütlich…

Bald beginnt ein Waldweg, der zu einer alten Kahlschlagfläche führt, danach geht es auf einem Pfad weiter in felsigem Gelände teilweise durch alten Fichtenwald. Allerdings gibt es hier keinen Urwald mehr. Schließlich gelange ich auf einen total verschlammten Weg, auf dem erst kürzlich Holz transportiert wurde, nicht gerade schön für einen Wanderweg. Dann machen mich neue, gelbe Markierungen neugierig. Ein schmaler Pfad führt über einen Bergrücken zu den Ruinen einer alten Befestigung, sogar mit Informationstafel. Bald darauf bin ich wieder im Tal bei Breaza, wo mich Ion aufsammelt, den ich zuvor angerufen hatte. 

Wir fahren ins Sambata Tal, an dessen Eingang es eine ganze Reihe von touristischen Unterkünften gibt. Zwar gelange ich bald auf einen Pfad, aber auf der anderen Seite gibt es einen Forstweg, der zur Holzabfuhr genutzt wird, zunächst erscheint das Tal nicht für einen Wanderweg mit dem Thema Urwald geeignet. Teilweise ist das Holz mit einer Seilbahn ins Tal geschafft worden. Auf der Talseite gibt es kartierten Urwald und Forschungsflächen der Universität Prag, zur Untersuchung dessen. Unglaublich, dass dennoch die Zerstörung immer weiter voranschreitet, und das in einem europäischen Naturschutzgebiet!

In einem alten Fichtenwald schlage ich mein Lager auf, koche und wandere später noch ein Stück talaufwärts wo sich schöne Blicke auf die schroffen Felsberge ergeben, die am Talende aufragen und es eine Touristenhütte gibt. Morgen steige ich auf einer anderen Route zum Kamm zwischen zwei Tälern auf, und bin gespannt, was ich dort vorfinde…

Nach einer kalten Nacht, in der es leicht gefroren hat, steige ich steil auf durch alten Fichtenwald. Als ich eine Rinne mit Latschenkiefern erreiche, schwant mir Böses, vorraus sehe ich einen Kahhlschlag. Tatsächlich, als ich dann ins Vistisoara Tal blicken kann, erstrecken sich riesige Kahlschläge vor der traumhaften Kulisse der teilweise noch schneebedeckten Berge unter einem strahlend blauem Himmel.  Fast bis an die Baumgrenze hat man hier den alten Wald vor einigen Jahren vernichtet, der sicher zu einem großen Teil Urwald war. Das ist weder mit einem europäischen Naturschutzgebiet, dem FFH- Gebiet Fagaras vereinbar, noch mit rumänischem Recht, nachdem alle Urwälder geschützt sind und Kahlschläge nicht größer als drei Hektar sein dürfen. Offenbar hat niemand bei den privaten Eigentümern hingeschaut oder hinschauen wollen…

Natürlich kommt diese Route nicht für einen Urwaldtrail in Frage und ich steige frustriert ins Tal ab.

Auch im Vistea Mare Tal, das ich jetzt ansteuere, gibt es einen Forstweg und auf der anderen Talseite wurde Holz eingeschlagen.  Allerdings endet der Weg nach einer Stunde und ein schmaler Pfad führt in eine wilde Schlucht.  Zunächst dominieren Buchen, Tannen und Ahorne und zweimal überquere ich auf stabilen Holzbrücken den Wildbach. Nachdem ich mein Lager auf einem Absatz aufgeschlagen habe, wandere ich später noch im Tal aufwärts. Der Fichtenwald ist zwar schön und alt, dennoch zeigen einige Baumstümpfe, dass hier in der Vergangenheit Holz geschlagen wurde, was dann wahrscheinlich im Bach talabwärts transportiert worden war. Es gibt kleine Wasserfälle und Schneefelder reichen noch bis zum Bach. An einer Stelle war eine Lawine in diesem Frühjahr abgegangen, und der vereiste Schnee ist noch unter Reisig und Ästen begraben. Schließlich erreiche ich eine geräumige Biwakschachtel aus Metall, in der man übernachten kann, bevor man sich an den Aufstieg zum noch 4,5 Stunden entfernten Moldoveanu macht, dem mit 2544 Meter höchstem Berg Rumäniens.

Es dämmert bereits als ich mich an den Abstieg mache und erst im letzten Licht erreiche ich mein Zelt.


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