Ins wilde Arpasul Tal

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21.05.2022

Während ich gestern Abend noch einen tollen Sonnenuntergang genossen habe, fotografiere ich am Morgen noch den Halbmond, bevor ich um 6 Uhr aufbreche. Ich folge dem Grat weiter und muss bald einige Schneefelder umklettern, was aber nicht zu schwierig ist. Auf 2200 Meter sehe ich die Podragu Hütte vor mir, deren Umgebung noch tief verschneit ist. Eigentlich hatte ich vor, von dort in den Urwald des Arpasul Tals abzusteigen, aber die steilen Schneefelder an den Hängen lassen das sehr gefährlich bis unmöglich erscheinen, daher drehe ich um. Ein Steinadler lässt sich nicht allzuweit entfernt von mir nieder, fliegt aber leider weiter, bevor ich bereit für ein Foto bin.

Schließlich sehe ich die Turnuri Hütte 500 Meter unter mir und denke, der weglose Abstieg dorthin könnte klappen. Allerdings ist es sehr steil und ich kann nicht erkennen, ob Klippen den Schlussabstieg ins Podragu Tal unmöglich machen werden. Tatsächlich komme ich gut voran und finde dann auch die Rinne, die die einzige, mögliche Route darstellt. Die Hütte auf 1520 Meter Höhe ist traumhaft gelegen. Zu meiner Überraschung schaut ein alter Mann aus dem Fenster, der etwas englisch spricht, wenn auch eher abweisend wirkt. Er lebt das ganze Jahr hier und bietet Wanderern Übernachtung für 10 Euro. 

Bald setze ich meinen Weg in den Fichtenurwald der Podragu Schlucht fort, wo mächtige, alte Bäume neben jungen Fichten stehen. Einzelne Bergahorne sind gerade erst dabei auszutreiben. Nach einer längeren Mittagspause setze ich meinen Weg durch den schönen Wald fort, wo bald auch die ersten Tannen und Buchen auftauchen. Schon um halb zwei schlage ich mein Lager auf und unternehme bald einen Erkundungsgang talabwärts. Ich sehe zweimal sogar eine Eibe! Schließlich erreiche ich das Arpasul Tal, dem ich talaufwärts folge. Auch hier ist der Wald superschön und oft laufe ich abseits des Baches durch recht flaches Gelände. Schließlich dominiert die Fichte wieder, es gibt Lawinenbahnen und ich gelange an eine große Freifläche voller Ampfer, ein Zeichen einer ehemaligen Weide.

Als ich Rauch aufsteigen sehe gehe ich darauf zu und entdecke eine kleine Hütte, vor der ich mit dem etwa 60- jährigen Marius ins Gespräch komme. Er ist Bergsteiger, hat sich die Hütte unter anderem mit einem Ofen hergerichtet und verbringt das ganze Jahr über häufig die Wochenenden hier. In der Nähe würde ein großer Bär leben.

Auf dem Rückweg habe ich mein Teleobjektiv aufgeschraubt, aber erst als ich ein Schnauben höre, nehme ich einen großen Bären in etwa 40 Meter Entfernung war, der sich sofort trollt, leider gelingt mir kein Foto. Nachdem ich Abendessen gekocht habe, sind zum ersten Mal in diesem Frühling viele Mücken um mich herum.


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