In das wilde Boia Mica Tal

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25.+ 26.5

Nach dem Frühstück fahren wir auf der vielbefahrenen Straße Richtung Sibiu weiter.

Um so erstaunlicher ist die ländliche Idylle, als wir das Dorf Greblesti, nur wenige Kilometer abseits des Verkehrslärms erreichen. Alte Leute mit viel Zeit, die vor ihren Häusern sitzen, Pferdewagen und ein lustiger Schäfer, der seine Herde an uns vorbei treibt. Schließlich lassen wir den Wagen stehen und laufen in das zunächst offene Boia Mare Tal hinein. Stromleitungen von kleinen Stauwerken sind nicht gerade malerisch, daher verabschieden sich meine beiden Begleiterinnen von Wild Europe bald. Allerdings wird das Tal bald immer schöner. Das ununterbrochene Samtgrün der Laubwälder überzieht die steilen Hänge. Hier auf lediglich 400 Meter Höhe wachsen auch noch Eichen, Linden und Hainbuchen. Selten zweigt einmal ein Rückeweg ab. Wahrscheinlich wird hier aber nur etwas Brennholz gemacht. Große industrielle Kahlschläge sehe ich nicht. Zwischendurch regnet es eine Zeit lang, aber nicht zu heftig. Die Feuchtigkeit hat einen großen Feuersalamander herausgelockt, der bei der Wärme ziemlich flink ist. Ich biege ins Boia Mica Tal ab und verlasse nach etwa 14 Kilometern den Fahrweg. Ion Holban hat mir die Koordinaten eines Pfads gegeben, der von hier bald zu einem felsigen Aussichtspunkt führt. Fantastisch wie das steile, komplett unberührte, etwa 1000 Hektar umfassende Tal von der Laubwaldzone, über den Fichtenwald in alpines Terrain führt. Erst seit kurzem ist Boia Mica durch die Aufnahme in den nationalen Urwaldkatalog geschützt.

Im Hang unterhalb eines Kamms führt der kaum sichtbare Pfad über eine weitere Felsenkanzel weiter. Der Wald ist überwiegend recht jung und mit erstaulich vielen Aspen und Birken durchsetzt. Hat hier ein großes Wetterereignis wie ein Sturm vor langer Zeit den Wald homogenisiert? Vereinzelte, alte, knorrige Buchen haben den Charakter von Hutewaldbäumen, die ohne Nachbarn aufwachsen. Schließlich verliert sich der Pfad und ich suche mir selbständig meinen Weg in den steilen Hängen. Nachdem ich ein Stück abgestiegen bin, um meine Wasservorräte aufzufüllen, geht es wieder steil hoch zu einem Grat, wo ich ein ebenes Plätzchen für mein Zelt finde. In der Nacht entlädt sich ein Gewitter mit Regen und Sturmböen. Bei Gewitter ist jeder Wald gefährlich, ganz besonders gilt das natürlich für Urwälder mit ihrem vielen Totholz. Aber in meiner Nähe fällt nichts um, ob es geholfen hat, dass ich gehofft habe, die Sturmböen mögen enden?

Am nächsten Morgen steige ich durch mittelalten, ziemlich gleichförmigen Fichtenwald auf zum 1540 Meter hohen Berg Starpele, wo ich schon nach einer Stunde auf dem Kamm an einer kleinen, flachen Stelle mein Lager wieder aufschlage. Kurz danach breche ich zu einem Erkundungsstreifzug nur mit kleinem Rucksack auf. Bald endet die Fichtenzone und ich steige sehr steil ins Coconcio Tal ab. Der Buchen- Tannenwald ist vielfältiger als gestern strukturiert, allerdings fehlen die ganz dicken Bäume, auf dem schwierigen Standort. Manchmal setze ich mich eine Zeit lang hin, bekomme aber nichts zu sehen. Immerhin ertönt der Gesang des seltenen Zwergschnäppers, der Urwälder liebt.

Am Bach angekommen muss ich einsehen, dass ich in einer Sackgasse gelandet bin, überall nur felsige Klippen! Kein Wunder, dass sich hier so viel Urwald erhalten hat, dass Terrain ist extrem felsig und steil!

Es bleibt mir nichts übrig als die selbe Route zurück zu gehen. Immerhin bekomme ich im Fichtenwald kurz ein Stück Fell von einem Braunbären zu sehen!

Zurück im Lager suche ich mir einen windgeschützten Platz zum Kochen, den offensichtlich auch die Mücken lieben…


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