In das Sucha Tal 31.3.2022

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In Liptowsky Mikulaš unterhalte ich mich abends noch lange bei einem Bier mit Marek Kuchta, einem 40-jährigen Betriebswirt, der 17 Jahre in Österreich gelebt hat und jetzt an wichtiger Position für die Bürgerinitiative „My sme les“ „Wir sind Wald“ arbeitet. Gerade hat er eine große Initiative zur Reform der 9 slowakischen Nationalparks geleitet, die recht erfolgreich war. So soll bald der Staatswald in den Parks von der Forst- zur Naturschutzverwaltung übergehen und eine klare Zonierung erfolgen. Bislang sind nämlich nur etwa 20 % der Nationalparkflächen wirklich frei von menschlichen Eingriffen, nach internationalen Kriterien sollen das aber mindestens 75 % sein!

Am nächsten Morgen treffen wir uns mit Erik Balaz, einem 43- jährigen Förster und Ökologen, der bereits einige Naturfilme und Bücher über die Hohe Tatra erstellt hat und seit 20 Jahren eine sehr wichtige Persönlichkeit in der slowakischen Naturschutzszene ist.  Wir fahren zum Rand des Sucha Tals, wo wir bei grauem, nassen Wetter unsere Wanderung beginnen. Immerhin ist der untere Teil des Tals bereits weitgehend schneefrei. Wasserfälle bezaubern uns und auf dem Kalkstein wächst eine vielfältige Vegetation mit blühendem Seidelbast, Eiben, Eschen, Ahornen und Linden.  Fichten, Weißtannen und Buchen sind aber häufiger. An etlichen Stellen entdeckten wir Fährten von Bären, Wölfen und Luchsen.  Die Hohe Tatra wurde bereits 1949 als erster slowakischer Nationalpark mit beeindruckenden 738 Quadratkilometern ausgewiesen . Dennoch wurde vielerorts ganz normale Forstwirtschaft, inklusive der üblichen Kahlschläge betrieben. Das Sucha Tal wurde davon verschont und 1993 als streng geschütztes Reservat ausgewiesen. Zur selben Zeit bekam aber die während des Kommunismus enteignete Waldeigentümergemeinschaft ihren Besitz im Sucha Tal zurück und wollte trotz Reservatsstatus mit dem Holzeinschlag beginnen. Erst nach langjährigen Protesten konnten Erik und seine Mitstreiter erreichen, dass das Tal wirklich geschützt ist. Dazu wurde zunächst eine Teilfläche von der Waldeigentümergemeinschaft gepachtet. Inzwischen zahlt der slowakische Staat diesen eine Entschädigung für den jährlichen Nutzungsverzicht.

Dies ist kein Urwald, an manchen Stellen sind auch nach vielen Jahrzehnten noch die Spuren früherer Beweidung zu sehen, dennoch hat sich der Wald inzwischen sehr naturnah und vielfältig entwickelt, so dass auch die anspruchsvollen Auerhühner hier gut gedeihen. Während diese Vögel an den meisten Stellen in der Slowakei stark zurück gehen, wofür die Kahlschläge die Hauptursache sind, nimmt in der Hohen Tatra inzwischen der Bestand wieder zu. Erik erzählt: „Aufgrund der Zerstörung der Auerwildbiotope haben wir den slowakischen Staat bei der EU verklagt. Nach vielen Jahren der Auseinandersetzung haben wir jetzt glücklicherweise erreicht, dass die Borkenkäferflächen in Gebieten, wo Auerhühner vorkommen, nicht mehr geräumt werden dürfen!“

Es regnet ziemlich, daher treten wir schließlich den Rückzug nach Liptowsky Mikulas an, wo ich mich abends noch mit Martin Mikulas, treffe, einem auf Urwälder spezialisiertem Biologen, mit dem ich morgen in den Wald gehen möchte.


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