Hohe Berge, die Rückkehr der Zirbe und ein kleines Waldabenteuer

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7.6.2022

Morgens ist es noch kühl und neblig, als ich zum 2509 Meter hohen Peleaga aufsteigende. Heute laufe ich lange Zeit über ausgedehnte Blockfelder. Hier muss man sich bei jedem Schritt konzentrieren, sonst ist leicht ein Knöchel verknackst oder Schlimmeres…

Langsam lichtet sich der Nebel und öffnet den Blick auf die Seen unter mir, an denen einige Zelte stehen. Einmal beobachte ich zwei Gämsen und ein Murmeltier. 

Vor mir taucht die noch weit entfernte Pyramide des Retezat aus den Wolken auf. 

Insgesamt ist die Route nicht besonders schwer, auch wenn an einer Stelle ein Stahlseil zur Sicherheit gespannt ist. Vor dem Anstieg zum Retezat, weist ein Schild auf das wissenschaftliche Reservat hin, das hier besteht. Es umfasst 1932 Hektar und ist damit der einzige, wirklich streng geschützte Bereich des 38.138 Hektar großen Retezat Nationalparks. Auf dem 2482 Meter hohen Retezat angekommen, sehe ich leider nichts, da der Gipfel von den Wolken verschluckt wurde. Hier beginnt nun der lange Abstieg. Schließlich gelange ich in die Latschenzone und freue mich, als ich einige junge Zirbelkiefern entdecke. Später wird daraus dann ein richtiger Wald, der mit einzelnen Exemplaren bis in die Fichtenzone greift. Alte Arven, wie man die Zirbelkiefern auch nennt, gibt es hier nicht. Wo kommen also die noch relativ jungen Bäume her?

Auf dem nördlich angrenzenden Hang entdecke ich dann etliche alte Exemplare. Wahrscheinlich haben hauptsächlich Tannenhäher die Samen verbreitet, ähnlich wie das Eichelhäher mit Eicheln machen: Sie legen Nahrungsdepots an und vergessen sie dann manchmal, so dass junge Bäume keimen können.

Zirben sind überall selten, zum Einen weil ihr Holz früher sehr gesucht war, zum anderen weil ihr Lebensraum an der Waldgrenze häufig für Weiden gerodet wurde. Auf meiner 4-monatigen Alpenwanderung habe ich nirgendwo so viele Arven gesehen, daher ist so ein großes Vorkommen etwas Besonderes! Früher gab es auch hier Weiden, die werden jetzt allerdings langsam vom Wald zurück erobert.

Schließlich wird es spannend, als ich feststelle, dass der unmarkierte Weg auf dem ich weiter laufen wollte , nicht mehr vorhanden ist. Kurzerhand laufe ich querwaldein, zunächst durch mittelalten Fichtenwald. Dann gelange ich an ein System von tiefen Schluchten und die ersten Buchen erscheinen. Bald schlage ich in einerm richtigen Urwald mit mächtigen Buchen und Ahornen, sowie Tannen, Ulmen und Fichten mein Lager auf. Tolle Waldeinsamkeit! Auch heute ist mir kein Mensch begegnet…


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