Drei Kilometer in vier Stunden – weglos im Tal der Zlata

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8.6.2022

Am Morgen folge ich durch schönen, buchenbestimmten Urwald der Schlucht weiter abwärts. Schließlich erreiche ich die Zlata und hoffe, dass der Weg in meiner Kartenapp existiert. Tatsächlich gelange ich an ein altes Steingebäude, vor dem ein Betonkanal entlang führt. Offenbar wollte man hier die Wasserkraft nutzen. Die ausgedehnten Freiflächen hier werden schon lange nicht mehr beweidet und sind hoch mit Gräsern und Kräutern bewachsen. Hier sehe ich ein Reh. Bald gelange ich wieder an den Bach, der jetzt durch eine wilde Schlucht fließt. Ich suche mir eine Route im Hang und muss dabei immer wieder Felsklippen ausweichen. Zumindest ist der Wald hier wunderschön, mit mächtigen Linden, Ulmen, Eschen und Ahornen. An weniger steilen Stellen wachsen natürlich auch Buchen, in diesem faszinierenden Urwald. Langsam komme ich voran, befürchte jedoch die ganze Zeit, dass ich in dem steilen Terrain irgendwann vielleicht nicht weiterkomme. Schließlich steige ich zum Bach ab, den ich problemlos barfuß durchwate. 

Für schlappe drei Kilometer, habe ich vier Stunden gebraucht…

Am anderen Ufer stehe ich bald vor einem Zaun mit Tor. Ein Schild verrät, dass ich gerade einen Teil des wissenschaftlichen Reservats durchquert habe, was ich längst hinter mir glaubte…

Bald stoße ich auf einen markierten Wanderpfad, der im Tal des Radesu Mare von 860 Meter Höhe wieder aufwärts führt. Zunächst geht es durch traumhaften Buchenurwald mit sehr vielen dick bemoosten, pilzbewachsenen Giganten. Einer dient sogar als Brücke und ist Nährboden für zahlreiche Pflanzen. Etliche Buchen sind knorrig und tiefbeastet wie im Hutewald. Obwohl ich keine größeren Lücken bemerke, stoße ich immer wieder auch auf Aspen und Birken. Höher oben nimmt der Tannenanteil zu und dann wandere ich lange durch eine ausgedehnte Fichtenzone mit einzelnen Bergahornen. Der Morgen war strahlend schön, aber jetzt hat es sich zunehmend bewölkt, aber nur ein kurzes Schauer geht nieder.  In der Latschenzone gibt es einige Zirben, aber längst nicht so viele wie gestern. Schließlich wandere ich auf etwa 2100 Meter über eine windgepeitschte Hochfläche mit gelbem Gras. Hier beginnt die Vegetationszeit gerade erst…

Es ist mir dort zu windig, daher steige ich zum Lacul Zanoaga auf knapp 2000 Meter ab. Vorher hat sich die Pyramide des Retezat gezeigt, auf dem ich gestern stand. 

Am See steht eine nette, offene Hütte, der Bergwacht Salvamont. Zu allem Überfluss haben hier Besucher Fertiggerichte zurückgelassen, so koche ich mir von der Sonne beschienen, vor der Hütte eine üppige Mahlzeit. Ansonsten wäre kalte Küche angesagt gewesen…

Auch am dritten Tag in Folge ist mir kein Mensch begegnet und es gab nirgendwo Funkempfang. Eine wilde Gegend!


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