Eine harte Durchquerung zweier wilder Urwaldtäler

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22.04.2022

Zum ersten Mal seit langem friert es in der Nacht nicht und nachdem ich meine Schreibarbeiten erledigt habe, breche ich auf. Zunächst laufe ich ein Stück im Hang, steige dann ab zur Bistra und laufe im Gegenhang wieder hoch. Sowohl hier als auch im nächsten Tal der Criva entdecke ich nur sehr wenige, alte Baumstümpfe ansonsten ist der Urwald auf den steilen Hängen unberührt geblieben. Allerdings werden die Buchen auf 1000 Meter Höhe suf magerem Felsboden nicht sehr dick, dennoch beträgt das Volumen des lebenden und toten Holzes hier zusammen genommen 700 Kubikmeter pro Hektar, also mehr als das doppelte des deutschen Durchschnitts! Damit ist natürlich auch eine entsprechend hohe Kohlenstoffspeicherung verbunden. Urwälder sind gut fürs Klima!

Gegen Mittag erreiche ich den grasigen Kamm zwischen Bistra und Criva Tal. Leider ist es diesig, daher ist die Aussicht nicht so toll. Mengen von Krokussen blühen und es ist recht warm. Der Abstieg ins Criva Tal erfolgt zunächst auf Schnee durch dichten Fichtenwald aber schon bald gibt es fast nur noch Buchen neben einigen Tannen und Bergahornen. Zeitweise folge ich einer Bärenfährte. Dann kommt ein Abschnitt wo ich am Hang immer wieder tief versacke. Einmal bleibt mein rechtes Bein bis fast zum Schritt stecken. Ich kann mich kaum befreien, als das dann aber doch mit einem Ruck gelingt, überschlage ich mich nach hinten und rutsche etwa zwanzig Meter den Hang hinab, bis ich in einem schlammigen, steinigen Bachbett zum Halten komme. Ich bin nass und dreckig, ansonsten ist alles in Ordnung. Dennoch sitzt mir der Schreck in den Knochen und ich bin noch vorsichtiger. Wie auf rohen Eiern gelange ich in einer sehr steilen Rinne schließlich zur Criva. An einer Stelle rutschte ich auf dem Hosenboden, weil es so steil ist…

Zu früh gefreut , in der felsigen Schlucht die zum Teil noch unterm Schnee liegt, gibt es kein Weiterkommen. Also wieder hoch..

Das tückische hier sind die Felsabschnitte. An einer Stelle traue ich mich nicht weiter und klettere ein Stück zurück. Ein besonders steiles Stück endet vor einer dicken, quer liegenden Buche, die ich nur mit größter Mühe überklettern kann. Aber die Schikane enden nicht. Besonders übel ist harter Schnee, der unterm Laub verborgen ist.  Der Bach kommt wieder in Sicht, aber noch bin ich nicht sicher, ob es einen Weg nach unten gibt. Aber schließlich habe ich es geschafft! Als nächstes balanciere ich auf einer Baumstammbrücke über den Bach und erreiche einen markierten Pfad, der aber wohl nur vom Rotwild benutzt wird. Einmal muss ich noch den Bach barfuß durchwaten, dann schlage ich mein Lager auf einer grasigen Fläche auf, beobachte Wasseramseln und koche Nudeln auf meinem Hobokocher, während mich ein Zaunkönig besucht.

Ein anstrengender, aufregender Tag geht zu Ende.


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