Durch den Urwald Stuzica zum Dreiländereck und weiter weglos in den Biesczady Nationalpark 

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11+ 12.4.2022

In der Nacht hat es mal wieder gefroren und morgens ist es ziemlich frisch als ich losgehe. Ich folge der Straße sechs Kilometer weiter bis nach Nova Sedlica, wo ich in einem winzigen Laden einkaufe. Müsli, Erdnüsse oder Haferflocken alles Fehlanzeige. Daher reicht mir die Besitzerin über die Theke Brot, Käse und Nudeln, sowie slowakische Rosinenschokoladen. Das soll für fünf Tage reichen…

Von knapp 600 Metern steige ich zunächst auf einem Fahrweg dann suf Pfaden bergauf. Trotz Nationalpark werden die Buchen bisher bewirtschaftet, daher gibt es wie immer hier kaum dickere Bäume. Schon gegen 10 Uhr erreiche ich eine Tafel, die etwas zum Stuzica Urwald erzählt, mit 2959 Hektar der größte der Slowakei und auch UNESCO Weltnaturerbe. Leider schneit es jetzt heftig, so dass ich sogar Regenzeug anziehe. Einem markierten Pfad folge ich durch den Urwald, in dem es wahrscheinlich bedingt durch das rauhe Klima, eher wenig starke Bäume gibt. Zur Buche tritt hier die Weißtanne, zwar nur mit vereinzelten Altbäumen aber in der Verjüngung zahlreich vertreten. Wahrscheinlich werden größere Bereiche hier in Zukunft eher von der Tanne geprägt. Fichten gibt es hier interessanterweise gar nicht. Wahrscheinlich kommen hier Störungen doch eher selten vor, so dass die lichtbedürftigere Fichte mit Buche und Tanne nicht konkurrieren kann.

Schließlich erreiche ich den Grenzstreifen zur Ukraine, markiert mit blau- gelben Pfählen. Auch auf der ukrainischen Seite gibt es hier einen Nationalpark mit Urwald. Hoffentlich ist der Krieg bald vorbei, so dass eine schöne grenzüberschreitende Nationalparkwildnis entstehen kann, wofür das Gebiet eigentlich prädestiniert ist, vor allem wenn auf der slowakischen Seite der Holzeinschlag endlich eingestellt wird!

Am Berg Kremenec mit 1221 Meter Höhe erreiche ich das Dreiländereck Polen, Slowakei Ukraine. Eine Informationstafel verrät etwas zum Biesczady Nationalpark auf der polnischen Seite, in dem ich Anfang der 90‘er zum ersten Mal Bekanntschaft mit den Karpaten gemacht hatte…

Während ich auf der slowakischen Seite keine Wanderer und auch keine Spuren gesehen hatte, tauchen jetzt einige Polen auf. Ich folge ein Stück dem Grenzstreifen über hart gepackten Schnee, durch einen niedrigen Buchenwald, der hier die Waldgrenze bildet. Zwischen den Schneeschauern erscheinen Sonne und blauer Himmel, aber auch am 11 April ist es hier winterlich. Weglos steige ich auf die polnische Seite ins Gorna Dolinka Tal ab. Es ist hier deutlich schneereicher als auf der slowakischen Seite und bald lege ich die Schneeschuhe an. Der Wald wirkt nicht wie ein echter Urwald, wird aber sicher schon lange nicht mehr genutzt und wirkt ziemlich urig. Meine Schneeschuhe bewähren sich auch im teils steilen, weglosen Terrain sehr gut, und es macht mir viel Spaß meine Bahn durch die verschneite Wildnis zu ziehen . An einer Lichtung entdecke ich schließlich ein schneefreies Plätzchen für mein Lager und koche Nudeln auf meinem Holzkocher. (Hobo- Stove).

Da ich weder Schlafsack noch Zelt trocknen konnte wird die Nacht unangenehm kalt und ich friere im Schlafsack.  Glücklicherweise wird es morgens rasch wärmer, als ich losgehe. Der Schnee ist hart gefroren, so dass ich die Schneeschuhe nicht benötige.

Zahlreiche eingeschnittene Seitentäler machen das Vorankommen langsam und schwierig. Weiter unten im Tal stoße ich auf alte Wisentfährten. Schon vor Jahrzehnten hat man diese europäischen Wildrinder hier wieder eingebürgert. Es tauchen auch die ersten Fichten auf und die Reste einer Waldbahn, mit der man einst das Holz von hier abgefahren hat. Schließlich gelange ich über eine Hügelkette in das Tal der Tarnica, der ich aufwärts folge. Allerdings verlasse ich bald das Tal und steige auf einem Kamm höher. Alte Fahrwege und Baumstubben zeigen, das auch dies kein Urwald ist, dafür gibt es auch zu wenig dicke Bäume und Totholz. Nichts desto Trotz entwickeln sich die Buchen- Tannenwälder des Biesczady Nationalparks zu einer tollen Waldwildnis!

Gegen 15 Uhr erreiche ich wieder den Grenzkamm, der stellenweise offen ist und grandiose Ausblicke bietet. Leider weht ein frischer Wind, so dass es trotz Sonne ziemlich kalt ist. Glücklicherweise finde ich schließlich ein halbwegs windgeschütztes Plätzchen für mein Lager, wo ich den Schnee mit den Stiefel wegschaufeln kann. Im Wald etwas tiefer ist es windgeschützt und sonnig, ein schöner Abend!


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