7.4 2021 Tag 39 Waldverpachtung im Gemeindewald Großsteinhausen

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In der Nacht schneit es noch etwas und es ist bitter kalt, nichts desto trotz habe ich die Nacht relativ gut überstanden. Ein harter Kontrast die schon ausgetriebenen jungen Ahorne im Schnee zu sehen…

Da ich letzte Nacht keine Funkverbindung hatte, begebe ich mich zu einer Sitzgruppe am Waldrand und setze meinen Blogpost ab. Es weht ein eiskalter Wind und ich habe das Gefühl mir fallen die Finger gleich ab…

Durch eine hügelige Landschaft mit wenig Waldinseln in denen die Schlüsselblumen blühen, laufe ich nach Großsteinhausen, wo ich mit Uli Osterheld von der Firma Schmitz Waldbewirtschaftung verabredet bin. Der Bürgermeister Schmitt ist auch anwesend und begrüßt mich freundlich. Großsteinhausen war die erste Kommune in Rheinland-Pfalz, die ihren Wald vor 7 Jahren verpachtet hat, ich frage den Bürgermeister nach der Motivation hierzu. An erster Stelle erwähnt er die Bodenschäden, die bei der früheren Bewirtschaftung entstanden waren. Ausserdem wurde die Kommune kaum darüber informiert, was ihre Waldbewirtschaftung angeht, das Verbissproblem kam überhaupt nicht zur Sprache und last but not least waren die Erträge der Gemeinde zu niedrig. 

Ich erwähne, dass bei einem Pachtmodell gerade im Wald der vieles verzeiht, immer die Gefahr einer schleichenden Ausplünderung besteht. Herr Schmitt sagt, diese sei durch ein System von Stichprobenpunkten gebannt, die die Firma Schmitz nicht kennt, und sorgfältig aufgenommen wurden. Bei dieser ersten Kommune die in diese Richtung geht, hat die Firma Schmitz sogar die Kosten dafür übernommen, aber bei anderen Pachtverträgen sei lediglich die Überprüfung durch ein einfacheres Gutachten vorgesehen, erzählt Uli.

Bald verabschieden wir uns von Bürgermeister Schmitt und fahren in den Wald. Die Firma Schmitz arbeitet nach den Prinzipien der Arbeitsgemeinschaft für naturgemäße Waldwirtschaft, und das sieht man dem mittelalten, bunt gemischten Laubwaldbestand an, der vor zwei Jahren durchforstet wurde. Es wurden auf ganzer Fläche qualitativ schlechte Bäume entnomen und dadurch bessere gefördert. Auch wenn mir der Eingriff recht kräftig erscheint, liegt er jedenfalls völlig im Bereich des Normalen. 

Uli erklärt, dass auch Biotopbäume erhalten werden, diese sind jedoch nicht so augenfällig, wie beispielsweise in Blieskastel oder Eppelborn. 

Ein vorhandenes Rückegassensystem wurde übernommen, allerdings erwähnt Uli, dass es auch Neuanlagen mit lediglich 20 Meter Abstand gibt. Die Firma achtet peinlich darauf, dass keine tiefen Fahrspuren entstehen und arbeitet nur bei trockenem Wetter, zum Teil wird auch mit dem Pferd vorgerückt. 

Wie nun schafft es die Firma Schmitz eine am früheren Ertrag gemessene sehr hohe Pacht zu zahlen und dennoch den Wald für sie gewinnbringend zu bewirtschaften? 

Hierfür gibt es drei Hauptgründe: Durch die Erschließung von vorher unbewirtschafteten Waldrändern und Schluchten, sowie die vollständige Ausnutzung des nachhaltigen Hiebssatzes wird viel mehr Holz als sonst geschlagen. Dabei wird auf der relativ kleinen Fläche nicht in jedem Jahr gearbeitet, sondern der Einsatz wird konzentriert. Die Firma Schmitz verfügt über eigene Maschinen und Personal und ist somit ziemlich flexibel. Nicht zu letzt verkauft Schmitz den größten Teil des Einschlags als Brennholz an Endkunden zu sehr guten Preisen. 

Interessant ist, dass Schmitz auch die Jagd inklusive Feldanteil gepachtet hat, um so durch einen hohen Abschuss die Waldverjüngung ohne zu viel Verbiss hochzubringen. Ein Weisergatter weist zwar noch Unterschiede zu umliegenden Flächen auf, immerhin kommen bereits gepflanzte Weißtannen ohne Schutz hoch. 

Die Firma Schmitz ist glaubhaft nicht nur ökonomisch an dem Wald interessiert, sondern hat der Gemeinde sogar bei der Antragstellung zur finanziellen Förderung einer Schlucht als Waldrefugium geholfen.

Obwohl die Ergebnisse hier durchaus eindrucksvoll sind, würde ich Gemeinden dieses Modell nicht grundsätzlich zur Nachahmung empfehlen. Zu groß ist das Risiko, dass wirtschaftliche Erwägungen doch stark überwiegen und zum Beispiel der Naturschutzaspekt eher ein Schattendasein führt. 

Während unserer kleinen Exkursion hat es teilweise kräftig geschneit und es herrscht nach wie vor leichter Frost. Dennoch setze ich schließlich meine Wanderung durch die waldarme Landschaft fort und finde schließlich in Contwig eine nette Unterkunft. Heizung, warme Dusche, elektrisches Licht, welch ein Komfort!


                                                                    Ahorne im Schnee



                                                                   Eiskaltes Bloggen



                                                                     Schlehenblüte



                      Uli Osterheld und Bürgermeister Schmitt



                                                      Exkursion im Schnee



                                           Weißtannenpflanzung ohne Schutz


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