27.10.2021 Tag 224 Durch den Vorharz

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Es dauert nicht lange, bis ich am nächsten Morgen Osterode erreicht habe, wo ich längere Zeit durch die Stadt laufe. Schließlich gelange ich aber doch wieder zunächst in offene Landschaft und dann Wald. Der geologische Untergrund besteht hier aus kalkhaltigen Dolomitgesteinen, die ungewöhnliche Phänomene, wie Höhlen und Einsturztrichter mit sich bringen. Die Böden sind sehr nährstoffreich, aber flachgründig und trocken, so dass hier neben der Buche auch viele andere Laubbaumarten wie Linden, Ahorne, Eschen und Ulmen gedeihen. Etliche Informationstafeln informieren über verschiedenen Naturphänomene. 1997 verwüstete ein sommerlicher Gewittersturm einen Teil des Waldes. Zwar sind Laubbäume im Winter generell viel weniger windwurfgefährdet als Nadelbäume, aber ein Sturm, der  sie in vollem Laub trifft, kann auch stabile Bäume fällen. Für die Natur ist eine solche „Störung“ aber keine Katastrophe, sondern Ansatz zu neuem Leben. Gerade in den schattigen Buchenwaldgebieten, die bei uns von Natur aus überwiegen, sind solche Ereignisse wichtig, um lichtliebenderen Arten das Überleben zu ermöglichen, so auch den Eichen. 

Besonders eindrucksvoll finde ich den steilen Trichter einer eingestürzten Höhle, der dicht mit exotisch wirkenden Hirschzungenfarnen bewachsen ist. 

Auf einem nahegelegenen Feld wird irgendetwas ausgebracht, was bestialisch stinkt, und bei mir sogar einen Würgereiz verursacht. Keine Ahnung was das ist, normale Gülle und auch Hühnergülle sind es jedenfalls nicht…

Viel zu rasch habe ich das Gipskarstgebiet des Hainholzes hinter mir gelassen und wandere durch die Feldmark nach Hattorf, wo ich einkaufe und dann zum Laubwald des Rotenbergs aufsteige. Da es anschließend lange Zeit keinen Wald mehr gibt, schlage ich schon früh mein Lager auf, am Laptop habe ich wie immer reichlich zu tun. 

Dr. Hauskeller von den Landesforsten mit dem ich ja vorgestern unterwegs war, bittet in einer freundlichen email um die Ergänzung meines Blogposts von vorgestern: Er betont, dass  bei den 26 % an sonstigem Laubbäumen, die im letzten Jahr gepflanzt wurden, unter Anderem auch Eichen dabei waren. Des weiteren erwähnt er Engpässe in der Pflanzenversorgung durch die Baumschulen, die ein Grund dafür waren, dass weniger Laubbäume als geplant gepflanzt wurden. Tatsächlich ist nicht jedes Jahr ein gutes Samenjahr, weshalb es gerade bei hoher Nachfrage, wie zur Zeit, oft zu Problemen beim  Pflanzennachschub kommt. Das ist übrigens ein weiteres starkes Argument für Vorwälder, beispielsweise aus Birken. Diese verhindern nicht nur das Vergrasen der Flächen, sondern erweitern das Pflanzfenster ganz erheblich, so dass unter ihrem Schirm zu Zeiten mit besserer Pflanzenversorgung und auch günstigeren Preisen gepflanzt werden kann. 

Blick zurück zum Harz
Gipskarstgebiet
Kopf-Hainbuchen
Halbtrockenrasen mit Mini- Einsturztrichtern
Tiefer Erdfall voll Hirschzungenfarn
95 Hektar im hainholz wurden nach dem Sturm 1997 aus der Nutzung genommen
Blick zum Harz
Hainholz

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2 Gedanken zu „27.10.2021 Tag 224 Durch den Vorharz

  • 30. Oktober 2021 um 7:17
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    Hallo Gerald,
    Ich bin erst vor einigen Tagen auf dein Projekt gestoßen und finde es absolut Klasse. Wir brauchen heute solche Aktionen um die Menschen überhaupt zu erreichen. Die reine Medienflut stumpft ab und die wichtigen Themen gehen darin unter. Mach bitte weiter so.
    Der örtliche Harzkurier hat heute von deinem Tag im Gipskartgebiet Hainholz berichtet, meine Heimat. Die Wertschätzung dieses einzigartigen Lebensraumes ist leider nicht bei jedem ausgeprägt. Deine Tour und die fortlaufende Berichterstattung sind ein hervorragendes Mittel um das Bewusstsein für die Natur zu stärken. Nur wer die Natur kennt, kann sie schützen (Zitat von ?).
    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und noch viele weitere gute Ideen.
    Axel

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    • 30. Oktober 2021 um 19:38
      Permalink

      Vielen Dank!

      Antwort

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