23.04.2021 Tag 55 Schwarzwälder Plenterwald

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Die Nacht ist zwar kalt, aber an meinem geschützten Platz gut erträglich. Gleich morgens steige ich in die tolle Bachschlucht auf, in der sich auch Buchen erhalten haben, und erreiche dann bald Buhlbach. Ein herrlich klarer Tag bricht an, aber die Wiesen sind noch gefroren und an einem Brunnen haben sich Eiszapfen gebildet. Durch den Wald geht es dann aufwärts zur Alexanderschanze, wo ich einen Termin mit dem Kreisforstamt Freudenstadt ausgemacht habe. Doch zuvor gibt es eine kleine Pressekonferenz mit Stuttgarter Zeitung, Schwarzwaldbote und Südwestpresse. Die Journalisten stellen eifrig Fragen, so dass wir erst ziemlich spät loskommen. Forstamtsleiterin Susanne Kaulfuß und Revierleiterin Helgard Gaiser wollen mir die bäuerlichen Plenterwälder im Wildschapbachtal zeigen. Auf über 1000 ha gibt es hier Plenterwälder aus Tannen und Fichten, die seit jeher einzelstammweise bewirtschaftet werden. Aus unklaren Umständen war dieser Wald nicht interessant für den benachbarten Adel, lediglich die Harznutzung behielt man sich vor, und die Bauern mussten eine Art Pacht abliefern. Die Flächengröße je Besitzer schwankt zwischen 40 und 150 Hektar, der sich aber auf viele einzelne Parzellen verteilt. Viele der Eigentümer arbeiten heute hauptberuflich im benachbarten Staatswald, aber die Einkünfte aus dem Wald spielen eine große Rolle. Zwar ist die Erzeugung von wertvollem Starkholz das Ziel, welches zum Teil als Furnierholz zu sehr hohen Preisen verkauft wird, aber die Bäume werden in der Regel unter einem Meter Durchmesser geerntet. Ganz dicke Tannen, sucht man daher vergebens. Ebenso gibt es kaum Buchen oder Bergahorne, die eigentlich natürlicherweise eine größere Rolle spielen würden, aber wirtschaftlich nicht interessant sind. Auf Parzellen die schon lange nicht mehr genutzt wurden, schließt sich das Kronendach wieder und das Miteinander von großen und kleinen Bäumen verschwindet, da es zuwenig Licht gibt. Zum Erhalt der Plenterstruktur aus Bäumen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Höhe sind also regelmäßige Baumentnahmen erforderlich. Während im Altbestand der Tannenanteil bei etwa 50 % liegt, kommt diese für den Plenterwald sehr wichtige Baumart in der Verjüngung weniger häufig vor, was wohl am Wildverbiss liegt, obwohl die Besitzer hier selber jagen. Ein Luftbild, das mir die Revierleiterin zeigt, demonstriert eindrucksvoll die Stabilität des Plenterwaldes, wo große Lichtungen, wie im angrenzenden Wald fehlen. Stürme und Borkenkäfer haben es hier deutlich schwerer, obwohl auch ein Plenterwald vor Katastrophen nicht gänzlich gefeit ist. Helgard Gaiser sorgt sich vor allem um die Fichte, was den Klimawandel angeht. Manche Waldbesitzer fragen schon nach „klimastabilen“ Baumarten und pflanzen beispielsweise Douglasien. Der vorratsreiche Wald mit seinen vielen dicken Bäumen ist schon sehr eindrucksvoll. Allerdings fände ich einen deutlich höheren Laubbaumanteil sehr wünschenswert, schon aus Gründen der Boden- und Waldinnenklimaverbesserung. Ausserdem gehören zu einem richtigen Wald auch Biotpbäume und Exemplare, die richtig dick werden dürfen. Die beiden Frauen erzählen mir, dass es in Baden- Württemberg jetzt neue Förderprogramme hierzu für den Privatwald gibt. Eine Befristung auf 10 oder 20 Jahre, wie zur Zeit vorgesehen, halte ich allerdings für sehr unsinnig, da eine solche Förderung die ganze Lebensspanne eines Baumes umfassen sollte, und nicht noch eine Hintertür zur Nutzung offen lassen!

Ich persönlich würde den Waldbesitzern empfehlen, ausser bei der Ergänzung mit Buchen und Bergahornen, weiterhin auf die Naturverjüngung der bewährten Baumarten zu setzen und darauf zu hoffen, dass das Waldinnenklima des gestuften Waldes ausreicht, um die Folgen des Klimawandels abzupuffern. Es gibt hier übrigens auch einförmige Fichtenwälder, die teilweise aus Wiesenaufforstungen stammen. Diese sollen in stabile Plenterwälder überführt werden. 

Ich finde, dass die Bauern hier sehr stolz auf ihr Erbe Plenterwald sein können, und hoffe, dass dieser Kultur- und Naturschatz auch in Zukunft erhalten bleibt, vielleicht mit etwas mehr Laubbäumen und Naturschutzelementen!

Nachdem wir noch zusammen Kaffee getrunken haben, bringen mich die Frauen zurück zur Alexanderschanze, wo Eli Roland Sachs auf mich wartet, ein erfahrener Filmemacher, der meine Wanderung in sein Filmprojekt „Wandeln im Wald“ integrieren möchte. 

Ich wandere bis vor Schapbach, ab wo mich Eli Roland filmisch begleitet. Als ich dann die gebuchte Unterkunft erreiche, erfahre ich, dass man mich aus Corona- Gründen nicht aufnehmen will! Das hätte man mir auch schon vorher mitteilen können, sehr ärgerlich, zumal ich allmählich meine elektrischen Geräte aufladen muss. 

Mit Eli Roland wandere ich weiter und schlage schließlich im Wald am Fuß einer mächtigen Tanne mein Cowboycamp auf. 


Herrliches Bachtal


Frostiger Morgen


Eiszapfen im April…

Buhlbach


Noch ziemlich geschlossene Nadelwälder


Buntsandstein


Neues Auerhuhnbiotop?


Dunkle Wälder


Geschlossener Plänterwald


Helgard Gaiser im Plenterwald


Dickes Holz wird geerntet


Mächtige Tannen


Hohe Tannen


Ausblick vom Klagstein


Kaffeepause


Schwarzwaldlandschaft





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