22.10.2021 Tag 219 Ins wilde Bodetal

Teile mit anderen:

Ich schlafe recht gut und bin im Licht des Vollmonds bereits wieder unterwegs. Noch im Dunkeln passiere ich die Gedenkstätte des KZ. Hier sollten 7000 Häftlinge 13 Kilometer Tunnel anlegen, zur unterirdischen Munitionsherstellung. Besonders schockierend finde ich die „Todeskiefer“ an der zahlreiche Häftlinge gehängt worden waren. 

Der Monduntergang wird von einem farbenprächtigen Sonnenaufgang abgelöst. Es ist immer noch ziemlich windig und kalt, bis gegen elf trage ich Daunenjacke und Handschuhe…

Die Höhenrücken im Regenschatten des Harzes sind ziemlich trocken und teilweise mit Kiefern bewachsen. Hinter Westerhausen zeigt sich dann das steil aufragende, hier mit Laubwald bedeckte Harzmassiv sehr eindrucksvoll.

In Thale gelange ich auf den 94 Kilometer langen Hexenstieg, der bis nach Osterode führt, und dem ich eine Zeit lang folgen will. Es wimmelt hier von Besuchern, vor allem an der Seilbahn, die zum Aussichtspunkt Roßtrappe fährt. Bald gelange ich in das Bodetal, ein absolutes, landschaftliches Highlight meiner Tour!

Die Bode ist mit etwa 10 Metern Breite der größte Harzfluss und hat sich hier tief in den Granit eingeschnitten. Zahlreiche, kahle, graue Felsen, thronen hoch über dem Bach. Die steilen Hänge sind größtenteils geröllbedeckt und tragen einen schütteren Wald aus Sommerlinden, Ahornen, Eschen und Ulmen. Stellenweise gibt es auch einige Eiben, die hier in den schwer zugänglichen Lagen überlebt haben. Buchen tauchen erst weiter talaufwärts auf. Die steilen Hänge, in denen der Boden ständig in Bewegung ist, behagen dieser Baumart nicht. Das Wetter ist ziemlich wechselhaft, mal bringt die Sonne das Herbstlaub zum Leuchten, mal gehen einige Tropfen nieder. Über 7 Kilometer führt ein sehr abwechslungsreicher Pfad nach Treseburg, wo der spektakulärste Teil des Tals endet. Danach treffe ich deutlich weniger Besucher. Auch etliche Wanderer sind unterwegs, die offenbar den Hexenstieg laufen. Zwar dominieren Laubbäume, ich passiere aber auch kleinere Fichtenkahlschläge, auch hier haben die Borkenkäfer zugeschlagen. Einmal sitzt das Holz noch am Weg, mal wieder überwiegend ohne Rinde, also sind die Borkenkäfer längst ausgeflogen. An einer Stelle wurden die Fichten bis an die Bode gefällt, zwar nur recht kleinfllächig, aber natürlich ist hier mit verstärkter Bodeneinschwemmung in das Gewässer zu rechnen, was nicht besonders gut für die Wasserqualität ist. 

An einer Stelle wurden die trockenen Fichten lediglich gefällt, man wollte wohl den Buchennachwuchs nicht durch das Rücken beschädigen. Aber man hätte die trockenen Fichten natürlich auch stehen lassen können, so dass sie wenigstens noch ein bisschen Schatten spenden. 

Es regnet jetzt und kurz stelle ich mich unter, laufe dann aber weiter. Als ich dann eine kleine Schutzhütte hinter der Wendefurther Staumauer erreiche, bin ich sehr zufrieden, denn es regnet jetzt richtig heftig…

Das Dach ist weitgehend dicht, daher habe ich zumindest ein trockenes Plätzchen für die Nacht. 

Morning has broken
Herbstfarben im Vollmondlicht
Der Harz kommt näher
Thale
Der Hexenstieg ist 94 Kilometer lang
Granit
Die Bode ist der größte Harzfluss
Bodeschlucht in Herbstfarben
Steile Klippen
Glatte Schluchtwände
Ausgedehnte Blockhalden
Sehr eindrucksvoll!
Linden und Ulmen
Farben am Bach
Farbrausch
Lichtfleck
Auch etliche Eiben wachsen in der Schlucht
Buchenwald an ebeneren Stellen
Die Heimat der Wasseramsel
Borkenkäferfläche am Schluchtende
Eichen wachsen an felsigen, sehr trockenen Stellen
Weiter entlang der Bode
Wir empfehlen Ihnen vom betreten des Waldes abzusehen- Geht’s noch?
Die Borkenkäfer sind längst raus…
Hier wurden die Fichten nur umgeschnitten
Vermeintlich trocken…

Teile mit anderen:

3 Gedanken zu „22.10.2021 Tag 219 Ins wilde Bodetal

  • 23. Oktober 2021 um 10:37
    Permalink

    Schon in der 80 ern war der Harzer Wald ein Problemfall (Acker) bzgl. des Absterbens der Fichten. In einigen Regionen hatte selbst die Eberesche Probleme zu gedeihen.
    Im Juni dieses Jahres war ich für 1 Woche zum Wanderurlaub im Ostharz. Die Dimension die das Fichtensterben dort ausmacht ist schon von gewaltigem Ausmaß. Die Baumart Fichte dürfte dort keine Zukunft mehr haben. Auch das wieder in Kulturbringen der jetztigen Freifläche dürfte enorme Anstrengungen in sich bergen. Schäden durch Bodenerosionen werden noch erschwerend hinzutreten.
    Sieht man mal von dem katastrophalen Waldzustand ab, zeigen sich für den Wanderer natürlich auch ganz neue Ausblicke ab. Der Weitblick von den Höhenwegen des Harzes ist enorm und gab es so bisher noch nicht. Ebenfalls ragen die dort vorhandenen Granitfelsformationen (beispielsweise Feuerstein bei Schierke) jetzt freistehend und in imposanter Weise heraus. Eine Landschaft die sich in sehr kurzer Zeit sehr radikal verändert hat und in der Zukunft auch weitere Veränderungen erfahren wird; je nach dem mit welchen Ausmaß die Klimaveränderungen voranschreiten werden.

    Antwort
    • 24. Oktober 2021 um 9:36
      Permalink

      Das ist sehr gut!

      Antwort

Schreibe einen Kommentar zu Werner aus Gladenbach Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert