17.03.2021 Tag 20 Revier Hochpochten – Ein Musterbeispiel der naturgemäßen Waldwirtschaft

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In der Nacht regnet es nur leicht, aber gegen Morgen treibt der Wind den Schnee unter mein Tarp. Sehr unangenehm…

Im Schneeregen baue ich ab und bin wieder unterwegs, meist im Wald. Ich passiere das Eifelstädtchen Ulmen, wo es ein Maar gibt. Das ist ein kreisrunder See in einem vulkanischen Krater. Von hier geht es in das hübsche Bachtal der Wilden Endert. Bei dem Regen ist das ein ansehnlicher Bach, der sich durch ein enges Waldtal schlängelt. 

Schließlich treffe ich mich um 13 Uhr am Forsthaus Hochpochten mit Michael Fohl, der hier seit 30 Jahren Revierförster ist, und seit dem den 600 Hektar großen Staatswald konsequent naturnah bewirtschaftet. Eine große Besonderheit sind hier etwa 200 ha zusammenhängende ca. 120-180 Jahre alte Buchenwälder mit Eichen, sowie Weißtannen und anderen Mischbaumarten. Diese sollen als plenterartig schonend bewirtschafteter Dauerwald langfristig erhalten werden. Vielerorts werden leider solche alten Laubbaumbestände viel zu stark genutzt und dadurch aufgelichtet, was sie gerade im Klimawandel anfällig macht, und auch die so wichtige natürliche Kühlungsfunktion alter Laubwälder erheblich herabsetzt. Glücklicherweise herrscht im Staatswald von Rheinland-Pfalz in den alten Buchenbeständen ein weitgehender Einschlagstopp aufgrund der Dürre. Da Michael seit seinem Antritt vor 30 Jahren die Rehwildbejagung erheblich forciert hat, spielt der Verbiss kaum noch eine Rolle und es verjüngen sich sogar so empfindliche Baumarten wie Eichen und Weißtannen. Das Wildtiermanagement geschieht hier schonend in Intervallen, bei denen auch 6 private Jäger die hier gegen Mithilfe unentgeltlich jagen dürfen, eine große Rolle spielen. 

Die Rückegassen auf denen das Holz rausgefahren wird, sind vorbildlich in etwa 50 Meter Abstand angelegt, außerdem wurden Habitatbäume markiert und sowohl liegendes als auch stehendes Totholz ist vorhanden. Allerdings würde in so alten Beständen mehr wünschenswert sein, aber in der Vergangenheit war die Brennholznutzung noch sehr intensiv und die Selbstwerber durften auch in den Beständen arbeiten. Inzwischen wird den Brennholzkunden nur noch Holz am festen Waldweg angeboten. 

Oft heißt es ja, dass die Eiche als lichtbedürftige Mischbaumart in von Buchen dominierten Beständen langfristig verschwinden würde. Michael zeigt eindrucksvoll, dass die Naturverjüngung der Eiche schon in kleinen Lichtkegeln mit nur 10 Metern Durchmesser gelingt. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es wichtig, die relativ trockenheitsresistente Eiche, an die auch sehr viele Insektenarten angepasst sind, langfristig zu erhalten. 

Seit dem Amtsantritt von Michael ging der Nadelbaumanteil von 40 auf 25 % zurück. Natürlich gab es hier auch ältere Fichten, die größtenteils den Stürmen Wiebke, Kyrill und Xynthia zum Opfer fielen. Auf den Freiflächen wurden kleine Trupps von verschiedenen Baumarten, wie Eichen, Lärchen und Ahornen angelegt, so dass jetzt vielfältige Mischbestände entstehen. Ein Vorbild für die aktuellen Borkenkäferflächen!

Mittlerweile gibt es aber hier keinen Nadelholzbestand mehr, der nicht mit Buchen oder Weißtannen unterpflanzt wurde. Auch in Douglasienbeständen führt Michael diesen Voranbau sehr erfolgreich mit der Weißtanne durch, die es hier auch in etlichen alten Exemplaren gibt, die sich gut natürlich verjüngen, zusätzlich wird aber gepflanzt.

Als die Abendsonne in die alten Buchenbestände scheint, wird mir richtig bewusst, das dieser Wald ein echter Naturschatz ist, zu dessen Aufbau Michael entscheidend beigetragen hat!

Als wir uns dann noch im Forsthaus unterhalten, wo ich freundlicherweise in der Wärme eines Holzofens übernachten darf, sehe ich durch das Fenster ein Tier auf der nahegelegenen Wiese. Ich denke an einen Fuchs, aber Michael erkennt gleich, dass es eine Wildkatze ist, die wir noch einige Zeit beobachten dürfen!

In der Wärme des Forsthauses schreibe ich später noch eine ganze Zeit und genieße die Behaglichkeit des Feuers. 

                                                            Ulmener Maar



To

                                                                   Die Wilde Endert


                                                                       Leider nicht nur früher…



                     Treffen mit Michael Fohl im Forsthaus Hochpochten



                                    Die Douglasie wird mit Weißtanne unterpflanzt



                                                                 Kleinflächige Eichennaturverjüngung


                           Rückegassenabstände von etwa 50 Metern



                                                      Von 40 auf 25 % Nadelwald



                     Partielle Eichenbepflanzung auf Katastrophenflächen



                     Ausgedehnte, alte Buchenbestände mit Biotopbäumen



                                                                          Stehendes Totholz



                                                                 Liegendes Totholz



             Ein Naturschatz den es mit schonender Nutzung zu bewahren gilt

                                                                         Wildkatze



                                                             


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