1.4.2021 Tag 33 Waldgut Jungenwald

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Nach einer ungewohnt warmen Nacht, die schon fast an den Sommer denken lässt, taucht Klaus früh am nächsten Morgen wieder auf, zu meiner Freude mit Kaffee und Croissants!

Nachdem wir etwas gegessen und getrunken haben, unternehmen wir noch einen Streifzug durch den Jungenwald. Auch hier gibt es mittelalte Douglasien die sehr schlecht aussehen und auch schon teilweise abgestorben sind. Die nächste „klimastabile“ Baumart…

Auffällig ist, dass es im Jungenwald keine jagdlichen Einrichtungen mehr gibt. Für Klaus ist der Zustand der Vegetation das Maß aller Dinge. Diesen überprüft er mit einigen kleinen Weisergattern. Das die Jungbäume hier so gut gedeihen,  trotz geringem Abschuss, führt er auf das Ausbleiben von jagdlichen Störungen zurück, wie auch auf die inzwischen überall vorhandene, reichliche Äsung. Interessante Feststellungen, die den sonst häufig propagierten scharfen Abschuss zu Gunsten der Verjüngung als fraglich erscheinen lassen. 

Klaus läuft hier den Borkenkäfern nicht hinterher, da das seiner Meinung nach nur neue Ränder als Angriffsflächen schafft. Statt dessen hat er gelernt, dass der Schatten der toten Fichten auch für empfindliche Baumarten wie Buchen und Weißtannen ausreicht. 

Entlang der Wege werden hier auch sonst häufig vernachlässigte Baumarten wie Wildäpfel gepflanzt. 

Gegen 10 verabschieden wir uns und ich setze meine Wanderung fort. Der Frühling hat noch mal so richtig an Fahrt aufgenommen. Mönchsgrasmücken singen, Schlehen und Kirschen beginnen zu blühen, die frischen Blätter des Aronstabs sind schon kräfig gewachsen und junge Ahorne tragen bereits Blätter. 

Die Waldstücke sind jetzt kleiner und Laubbäume dominieren. Das Offenland wird von Hecken und Gebüschen durchzogen, ein ästethischer Genuss, wären da nicht die allgegenwärtigen Windräder…

In einem nährstoffreichen Laubmischwaldgebiet gelange ich auf einen frisch verbreiterten und neu befestigten Weg. Ich ahne sofort: Windräder, und stoße später auch auf eine Tafel, die verkündet, dass hier zwei neue Windräder gebaut werden sollen. Im angrenzenden Offenland gibt es schon eine ganze Reihe, müssen dann noch zwei weitere in einem Laubwaldgebiet sein?

Im angrenzenden Altbestand wurden gerade Bäume gefällt, wohl hauptsächlich um die angrenzende Trasse „verkehrssicher“ zu machen, dabei wurde aber auch im restlichen Bestand gearbeitet. Schilder verkünden stolz, dass hier naturnahe Waldwirtschaft betrieben sind. Tatsächlich sind Biotopbäume markiert, offenbar im Rahmen eines Förderprogramms. Nichts desto trotz sollte man ältere Laubwaldbestände zur Zeit ganz in Ruhe lassen, denn jeder Einschlag macht sie anfälliger für die vielleicht wieder bevorstehende Dürre. Wir brauchen jetzt nichts dringender als das geschlossene Kronendach eines alten Laubwaldes, der sein eigenes Klima schafft und die Landschaft über den eigenen Bestand hinaus kühlt. Jeder Holzeinschlag in solchen alten Beständen ist da zur Zeit kontraproduktiv!

Nachdem ich mir noch einmal Wasser aus einer Quelle abgefüllt habe, schlage ich schließlich mein Lager in einem alten Eichenwald auf einem Hügel auf. Vorher hatte mich tatsächlich ein Waldbesucher angesprochen, der den gestrigen Beitrag im Saarländischen Fernsehen gesehen hatte…


                                                                     Frühstück



                                                                       Absterbende Douglasien



                                                                   Weisergatter



           Buchen unter tote Fichten pflanzen, nicht räumen!



                                                                     Die Birken grünen



                                                                        Wildapfel



                                                                           Aronstab



                                                       Kirschen blühen



                                                              Schlehen



                                                                                Junger Spitzahorn



                                                                                    Windradausbau



                     Besser kein Einschlag in altem Laubwald zur Zeit!



                                   Förderung von Biotopbäumen



                              Hier sollte man sowieso nicht räumen!



                                                                        Buschwindröschen



                                                                            



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2 Gedanken zu „1.4.2021 Tag 33 Waldgut Jungenwald

  • 2. April 2021 um 8:14
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    Ich kann Deine Einwände gegen die allgegenwärtigen Windräder verstehen. Sie stören das Landschaftsbild und sind Fremdkörper in unseren Wäldern. Damit bin ich mit Dir völlig dacore. Ich bin aber trotzdem absoluter Befürworter der Windenergie. Mittelfristig werden auch unsere Wälder davon profitieren, da die Schadstoffemissionen zurückgehen werden und der Prozess des Klimawandels verlangsamt wird. Hessen ist ein Bundesland, welches durch die Mittelgebirge geprägt ist. Die Bergketten sind fast alle ausschließlich bewaldet; aber doch auch nur, weil dort die landwirtschaftliche Nutzung sich als schwierig herausstellte und die Böden dort nicht so ergiebig sind. Es würde wenig Sinn machen die Windräder auf landwirtschaftlichen Talflächen zu etablieren, wenn dort die Windhäufigkeit und Intensität deutlich unter der der Bergkämme liegt. Der Flächenverbrauch je Windrad liegt bei ca. 3500 -4000 m². Dies ist die Fläche, die dann nicht mehr mit Bäumen bestockt ist; zumindest nicht für die angedachte Laufzeit der Windräder. Dieses zumindest temporäre Flächenopfer ist nun mal unbestreitbar und es stellt sich die Frage, ob es hinnehmbar ist. Aufgrund des derzeitigen Technologiestandes der Energiegewinnung, kann ich diese Frage für mich mit einem Ja beantworten. Es gibt viele Bauprojekte wie A49 oder andere Siedlungsvorhaben, die ebenfalls Flächenverbrauch nach sich ziehen, die ich nicht uneingeschränkt als notwendig ansehe. Der vielerorts durchgeführte Kahlschlag auf den Kalamitätsflächen wird uns für die anstehende Wiederbewaldung noch große Probleme schaffen, wie Du selber immer wieder anmerkst, weil es ökologisch nicht sinnvoll ist, auf künstliche Art und Weise im Wald großflächige Kahlschläge durchzuführen. Ich habe da auch Zweifel, ob dies überhaupt gelingen kann. Vergrasungen und Versteppungen könnten mancherorts zu sehr großen Waldflächenopfern führen und werden auch ein Problem der Wasserspeicherung schaffen, welches vielerorts zu Wassernotstand führen wird. Es wird zu komplexen Veränderungen führen. Dabei sehe ich die Windenergie nicht als den Überftäter und unser Problem an, sondern eher als Teil der Lösung.

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  • 2. April 2021 um 10:04
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    Ich denke auch, dass wir auf Windräder im Wald nicht völlig verzichten können. Aber es gibt eine ganze Reihe von Waldflächen, wo sie nichts zu suchen haben. Zieht man diese ab, bleiben immer noch genug potenzielle Standorte übrig. Ich werde auf das Thema im Blog noch häufiger kommen!

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