Licht und Schatten im Weltnaturerbe Launa Craiovei

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13.6.2022

Schon früh am Morgen auf dem Weg im Craiovei Tal hält ein weißer Geländewagen mit Romsilva Aufschrift neben mir, der jüngere der bei freundlichen Männer stellt sich als Ranger vor, spricht englisch und möchte wissen wo ich hin will. Meine Antwort „ Hier den Weg weiter“ reicht ihm aber, ansonsten interessiert ihn ob ich alleine bin und aus welchem Land ich komme. Nach der kurzen Unterhaltung setze ich meinen Wanderung auf dem Forstweg fort. 

Als die Sonne in das Tal reicht, laben sich zahlreiche Schmetterlinge an den Blüten und ich mache etliche Fotos.

Hinter einem alten Stauwerk sitzt einer der Ranger mit einer Angel am Weg, besser als irgendwo Wald zur Zerstörung vorzubereiten…

Bald gelange ich an ein Schild, das auf die 3517 Hektar große Weltnaturerbestätte Launa Craiovei hinweist. Mit der Größe von ungefähr zwei deutschen Forstrevieren, ist das der bei weitem größte Urwald in den ich bisher in den Karpaten gelangt bin. Allerdings führt der Forstweg auch gleich wieder aus der Naturerbestätte hinaus, durch aufgelichteten Wald. Richtig krass wird es als ich einer Rückegasse weiter folge. Hier wurden vor etwa 10 Jahren auf einer Riesenfläche alle alten Buchen gefällt und jetzt wächst dort ein Dickicht aus jungen Bäumen. Unmittelbar an der Grenze der Weltnaturerbestätte und wahrscheinlich auch teilweise darin gelange ich dann in aufgelichteten Urwald, häufig die erste Phase der Zerstörung hier. Durch die Freistellung sind etliche alte Bäume abgestorben und fast alle weisen Kronenschäden auf. Während bei uns häufig Buchen über 80 Zentimeter Durchmesser als unantastbare „Methusaleme“ gelten, zeigt mein Wanderstock, dass hier etliche Giganten mit über 1,20 Durchmesser gefällt wurden.

Gegen Mittag zieht ein Gewitter mit heftigem Regen auf und ich baue rechtzeitig mein Zelt auf um Schutz darin zu finden.

Kurz hört es auf und ich unternehme einen kleinen Spaziergang, toll wie der Buchenwald nach dem Regen leuchtet. Aber schon bald ist das nächste Gewitter da und ich verziehe mich wieder ins Zelt. Erst um halb sechs ist wieder Ruhe eingekehrt und ich breche zu einem Erkundungsgang auf. Der Buchenwald hier ist voll mit knorrigen Giganten und viel Totholz, eine typische Zerfallsphase. Bald gelange ich an die große, ehemalige Weidefläche um den Berg Opasa (1546 m). Das Wetter ist jetzt wieder schön und ich kann herrliche Aussichten über die weiten Wälder bis in die von weißen Kalkfelsen  gesäumte Cernaschlucht genießen. Die Urwälder des Weltnaturerbes zeichnen sich als großer, Grüner Block aus, der vom Cernatal bis an die Baumgrenze des Godeanu Kamms reicht. Ich sehe allerdings auch weite Flächen mit nichts als Jungbäumen, Hinterlassenschaften der großflächigen Waldzerstörungsaktionen. Zwei Rehe lassen sich kaum von mir stören und ich kann sie in Ruhe fotografieren. Eine alte Schäferhütte zeigt, dass hier einst beweidet wurde. Morgen werde ich versuchen den alten Viehpfaden ins Cernatal zu folgen.  Ein herrlicher Abend mit grandiosen Aussichten!

Auf dem Weg zurück entdecke ich noch ein Kahlschlag, der nicht allzu alt erscheint. Wenn das UNESCO Komitee nicht aufpasst, kommen auch solche Übergriffe in Naturerbeflächen offenbar immer wieder vor. In Cozia hatte ich ja auch schon ao etwas gesehen. Zurück an der Lichtung wo mein Zelt steht, setze ich mich noch etwas hin um vielleicht Tiere zu beobachten, wobei ich allerdings ständig von kleinen, stechenden Fliegen und Kriebelmücken gepiesackt werde.

Was war denn eure letzte Tierbeobachtung?


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