Gabriel Paun- Anwalt von Mutter Natur

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23.05.2022

Nach dem Frühstück zeigt uns der Besitzer von Porumbacu 245,  der als Seemann viel von der Welt gesehen hat, einige fantastisch eingerichtete Baumhäuser in denen man übernachten kann, genau das Richtige für Ökotourismus in der Gegend!

Auf der Fahrt zum Retezat Nationalpark unterhalte ich mich angeregt mit Gabriel. Unglaublich, was für persönliche Angriffe dieser Anwalt des Waldes schon erlebt hat!

In Sebes passieren wir die riesigen Werke der österreichischen Holzverarbeiter HS- Timber (ehemals Schweighofer) und Kronospan, die seit ihrer Ansiedlung 2003 den Druck auf den rumänischen Wald durch ihre massive Holznachfrage dramatisch erhöht haben. 

Später im Grenzbereich der Nationalparks Retezat und Domogled drehen Simon und Sarah ein langes Interview mit Gabriel im Wald, in dem er etwas über die Geschichte der Straße 66 A erzählt, über die wir hierher gelangt waren:

Während seiner Arbeit für Greenpeace hatte er etwas vom Konzert der intakten Waldlandschaften (IFL) erfahren, mit dem auf der ganzen Welt mindestens 50.000 Hektar große, weitgehend unberührte und durch Straßen unzerschnittene Waldgebiete kartiert wurden. In ganz Europa außerhalb von Russland und Skandinavien gab es 2005 nur noch ein solches Gebiet, das sogar 101.000 Hektar umfasste, in den südwestlichen Karpaten. Die damalige Leiterin des Nationalparks Retezat und spätere Staatssekretärin Erika Stanciu hatte die Genehmigung zum Bau der Straße 66 A durch das Gebiet erteilt, die vorher lediglich ein Forstweg war. Erst 2007 gelang es Gabriel und seinen Mitstreitern unter anderem durch Druck auf die finanzierenden Banken, den Bau zum Stillstand zu bringen. 2010 gab es dann einen erneuten Vorstoß zum Weiterbau, an dem der damalige Präsident Rumäniens maßgeblich beteiligt war. Dieser hat übrigens inzwischen wegen Korruptionsvorwürfen seine diplomatische Immunität verloren…

Diesmal blockierten Gabriel und andere den Bau mit wochenlangen Blockaden, schlussendlich mit Erfolg. 2019 gab es dann den nächsten Versuch. Seit 2017 waren aber Teile des Domogled Nationalparks in das schon häufig hier erwähnte UNESCO- Weltnaturerbe der Buchenwälder aufgenommen worden, was dann den Weiterbau verhinderte. Allerdings wurde die letzte intakte Waldlandschaft 2015 aus der Liste gestrichen, da mittlerweile vielerorts, auch in den Urwäldern Bäume gefällt worden waren. Sehr traurig und eine wahre Schande!

Mittlerweile hat Gabriel eine neue Idee um den Weiterbau der Straße endgültig zu verhindern: Mit der neu gegründeten Stiftung Forever Forests steht er kurz davor hier 400 Hektar Wald zu kaufen, Gutachten zu Folge in einem der artenreichsten Gebiete Europas! Damit will er einerseits den möglichen Weiterbau der 66 A verhindern, aber auch 100 Hektar Urwald schützen und den Großteil des Waldes der natürlichen Entwicklung überlassen. Ein kleiner Beitrag zur Biodiversitätsstrategie der EU mit der ja unter anderem 10 % der Landfläche unter strikten Schutz gestellt werden sollen.

Auf knapp 100 Hektar Wald soll demonstriert werden, wie auch in Rumänien eine naturnahe Waldbewirtschaftung praktiziert werden kann. Vorbild hierfür ist übrigens das von Lutz Fähser entwickelte Lübecker Modell, das ich ja bei meiner Deutschlandwanderung im letzten Jahr ausführlich kennengelernt hatte.

Bei einem kleinen Spaziergang in den wunderschönen Abend können wir dann unter Anderem durch Drohnenaufnahmen demonstrieren, wie eindrucksvoll diese Landschaft ist!


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