18.06.2021 Tag 101 Auf dem Rennsteig durch den Thüringer Wald

Teile mit anderen:

Während der Nacht höre ich ziemlich laute Trittgeräusche bei mir und schalte schließlich die Stirnlampe an, sehe jedoch nichts. Aber nach den Geräuschen zu urteilen, kann das nur ein Rothirsch gewesen sein!

Bereits morgens um 5 ist es so warm, dass ich in T-Shirt und kurzer Hose los laufe. Die aufgehende Sonne taucht die Stämme des Fichtenwaldes in rote Farbe. Wunderschön!

Bald habe ich den Rennsteig wieder erreicht, wo ein Fuchs auf dem Weg sitzt. Bei Ernstthal verlasse ich den Höhenweg und nehme eine scheinbare Abkürzung auch um nicht durch Neuhaus laufen zu müssen. Aus dem hohen Gras ertönen die schnarrenden Laute eines Wachtelkönigs. Dieser Vogel benötigt Wiesen, die erst sehr spät gemäht werden, was es leider immer seltener bei uns gibt! Ich folge dem Totenweg auf dem früher die Leichname zum Friedhof nach Steinheid gebracht wurden. Dabei geht es ganz schön bergauf und bergab, eine anstrengende Sache für die Sargträger damals!

Vor Limbach gelange ich dann wieder auf den Rennsteig. Ab und zu verkünden Schilder des Landesbetriebs ThüringenForst, dass es bedingt durch die Dürre der letzten Jahre viele tote oder kranke Bäume gibt, man den Wald aber auf eigene Gefahr betritt. Eigentlich eine gute Sache, lediglich das Motto von ThüringenForst.“ Wir machen den Wald. Für Sie!“ dreht mir den Magen um. Vielleicht kann man ja eine Plantage/ Forst „machen“ aber im Wald als naturnahem Lebensraum, von dem wir vieles gar nicht wissen, sollte man unter möglichst weitgehender Ausnutzung der natürlichen Prozesse, behutsam und bescheiden arbeiten. Gerade im Angesicht der sterbenden Wälder hier wäre eher Demut angebracht, nicht zuletzt weil man es in all den Jahrzehnten nicht geschafft hat, den Wald naturnäher und stabiler zu machen. Wenn ich jetzt lese, dass ein „klimastabiler“ Wald für mich „gemacht“ werden soll, kann ich über so eine Überheblichkeit nur den Kopf schütteln! Zu dem brachialen Motto passt dann natürlich der maschinengerecht für die Interessen der Holzindustrie erschlossene Wald ganz hervorragend. Ganz sicher gibt es bei ThüringenForst auch Förster, die den Wald anders sehen und anders zu handeln versuchen, aber wenn eine Betriebsleitung in eine ganz andere Richtung lenkt, ist das schwierig… 

Auch heute passiere ich Borkenkäferflächen, aber glücklicherweise sehe ich nicht mehr so krasse Bilder wie gestern. Auf großer Fläche ist der alte Fichtenwald noch intakt. Leider gibt es noch weniger Waldumbauansätze als gestern. Bis es vor Masserberg kurzzeitig etwas besser wird, muss man Buchen oder gar Tannen mit der Lupe suchen. Es sind eine ganze Menge Wanderer unterwegs, offenbar ist der Rennsteig für viele Leute attraktiv. Wirklich schön sind hier die in den Wald eingestreuten, blumenreichen Bergwiesen. Sogar die an magere Standorte angepasste, seltene Arnika wächst hier. 

Wie immer in Pausen checke ich meine Nachrichten und muss feststellen, dass mir Carlotta Schulz geschrieben hat, die als Teamleiterin bei der Stiftung Naturschutz Thüringen für die Waldwildnis Frankenwald zuständig ist. Mein Beitrag über das künftige Wildnisgebiet enthält leider einige Fehlaussagen, die ich im entsprechenden Blogbeitrag korrigieren will. 

In Neustadt kaufe ich ein und esse Eis. Einige Zeit danach schlage ich in einem Fichtenwald zwischen Wiesen und Straße mein Lager auf, auch heute open air. 

Sonnenaufgang

Blühender Besenginster

Man beachte das Motto…

Wiesentäler

Durch weite Fichtenwälder

Bergwiesen

Der “letzte Mohikaner” wurde aus Verkehrssicherungsgründen gefällt

Schöner Fichtenwald, aber nicht natürlich!

Selten gibt es einige Buchen

Fast alle Käferflächen sind geräumt, stehen lassen wäre oft besser!

Pessimismus am Rennsteig

Billigholz wird nach China verramscht

Auch ökonomisch Quatsch!

Die seltene Arnika

Schöne Wiesen


Teile mit anderen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert