4.6.2021 Tag 89 Schöpfungsorientierte Waldnutzung im Bistum Passau

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Am nächsten Morgen gelange ich bald in einen schönen Mischwald, sogar Totholz wurde hier vom nahe gelegenen Waldgut mit Plaketten versehen, sicher zur Abwicklung der finanziellen Förderung.

Vom Aussichtsturm Ochsenstiegl kann ich bis zum Rachel blicken. Leider gibt es in diesem Waldgebiet recht viele Buchen mit toten Ästen in der Krone. Der aus dem Granit entstandene, sandige Boden hier ist nicht sehr wasserspeicherfähig, daher haben die Niederschläge der letzten Jahre offenbar für die Buche nicht ausgereicht.

An einem Parkplatz vor Thurmannsbang treffe ich mich mit einer Delegation des Bistums Passau, dem der hiesige Wald gehört. Patrick Schwingenschlögl absolviert eine Ausbildung zum Forstwirt, Matthias Drexler ist der zuständige Förster, der 1200 ha Wald der Diözese betreut, Sepp Holzbauer ist der Umweltreferent des Bistums, Peter Langhammer, den ich ja schon in Eichelberg kennen gelernt hatte, hat das Konzept zur „schöpfungsorientierten Waldnutzung“ erstellt, nach dem der Kirchenwald bewirtschaftet wird, und Wolfgang Bayer ist der Pressereferent, der sowohl Text- als auch Radiobeiträge zu dem Termin erstellen wird. Seit 2014 verfolgt das Bistum in seinem zwar großen, aber ziemlich verstreutem Waldbesitz die von Peter entworfene Bewirtschaftungsstrategie, die in besonderer Weise Rücksicht auf Alt- und Totholzbewohner nimmt. Wir diskutieren intensiv, ob es nötig ist, künstlich Totholz als Lebensraum bereit zu stellen, oder ob es ausreicht, das zu belassen, was die Natur liefert. Peter erläutert, dass es durchaus Situationen gibt, in denen es an Totholz bestimmter Qualität so mangelt, dass die darauf spezialisierten Arten regional auszusterben drohen. In so einer Situation ist beispielsweise das Kappen von stehenden Stämmen, oder das Hinlegen starker Stammabschnitte sinnvoll. Zwar hat sich bei neueren Forschungen herausgestellt, dass Totholzbewohner mobiler sind, als man bisher gedacht hat, aber das hat natürlich auch Grenzen. Mit einem Feuersalamander, der sich unter einem Stubben versteckt hat, treffen wir sogar eine Tierart an, die Totholz in ihrem Lebensraum benötigt. Ebenso wie in Eichelberg wird auch im Wald der Diözese prozessschutzorientiert gearbeitet, und der Abstand der Rückegassen über die das Holz an die Wege gelangt, darf 40 Meter nicht unterschreiten. 5 % der Waldfläche wurden bereits aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen, die Erhöhung auf 10 % wird geplant.

Zwar werden die staatlichen Fördermöglichkeiten, wie in Eichelberg zur Umsetzung des Konzepts gerne genutzt, aber auch ohne diese, würden Totholz und Biotopbäume erhalten werden. 

Eine Tafel informiert über die Bedeutung von Totholz für die Artenvielfalt. Die Kirchen sehen schon seit längerer Zeit die gesamte Natur als Schöpfung Gottes als schützenswert an, daher ist so ein Bewirtschaftungskonzept die logische Konsequenz. Hoffentlich gelingt es den engagierten Vertretern des Bistums , dass ihre Strategie der Bewirtschaftung auch in anderen Kirchenwäldern umgesetzt wird!

Zurück auf dem Parkplatz unterhalte ich mich noch lange mit Peter, der mir ein interessantes Papier zum Thema Co 2 Bindung im Wald mitgebracht hat. 

Danach werden zur Zeit etwa 6,4 % der jährlichen Kohlendioxidemissionen in deutschen Waldökosystemen gebunden. Die Gesamtmenge des im Wald gebundenen CO 2, entspricht der 12- fachen Jahresemmission. Dabei ist dieser Speicher der sich jeweils etwa zur Hälfte auf die oberirdische Vegetation und zur anderen Hälfte auf den Waldboden aufteilt, nur noch zur Hälfte gefüllt. Ursache hierfür sind Rodungen von Wald in der Vergangenheit, Kahlschläge, die den Kohlenstoffabbau der Böden befördern, und natürlich auch die kontinuierliche Holznutzung. 

Aus diesen Zahlen kann man ablesen, dass es in erster Linie natürlich darum geht, unseren gigantischen Kohlendioxidaustoß zurückzufahren. Aber der Wald kann einen nennenswerten Beitrag zur Speicherung des klimaschädlichen Gases leisten. Das Absterben großer Waldteile wie in den letzten drei Jahren durch die Borkenkalamität und insbesondere das Abräumen des Holzes von den Flächen ist absolut kontraproduktiv, was den Klimaschutz angeht!

Vielleicht noch wichtiger als die Speicherfunktion des Waldes für den Kohlenstoff ist der stabilsierende und kühlende Effekt für das lokale Klima, diese Tatsache darf man bei der Klimadiskussion in Bezug auf den Wald nie vergessen!

Matthias, der sich hier gut auskennt, zeichnet mir eine schöne Route in mapout ein, der ich folge, nachdem ich meinen Weg fortsetze. 

Es ist auch heute wieder ziemlich heiß, daher ist es kein Wunder, dass etliche  Menschen am Buchwiesweiher baden. 

Der Diebstein ist von malerischen Granitfelsen gekrönt, die oft dicht mit Heidelbeeren bewachsen sind. Unterhalb des Gipfels gibt es sogar eine Art Höhle, die ein Vater und seine beiden Kinder erkunden, mit denen ich mich kurz unterhalte. Am Langbach gibt es einige Biberdämme und einen See. Ich bin bei dem herrlichen Wetter in regelrechter Urlaubslaune, so macht das Unterwegs sein richtig Spass! Als ich dann noch einen tollen Lagerplatz am Hang zwischen Felsen und Heidelbeeren für mein Cowboycamp beziehe, ist meine Glücksgefühl fast vollkommen!


Totholzmarkierung


Mächtige Granitblöcke


Blick zum Rachel


Von dort bin ich gekommen



Von der Dürre betroffene Buchen


Im Wald des Bistums Passau


Kappungen zum Schaffen von Totholz


Matthias, Peter und Patrick


Sepp Holzbauer, der Umweltreferent ist auch dabei


Eine tolle Schlucht – Urwald von morgen



Feuersalamanderversteck


Mächtiger Baumschwamm


Papst Franziskus!


Information ist wichtig!


Wieder unterwegs



Am Diensten


Diebsteinhöhle


Biberstau


Am Langenbach


                                                Mal wieder ein tolles Cowboycamp!


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