13.9.2021 Tag 181 Durch den Müritz Nationalpark

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Morgens folge ich zunächst noch ein Stück der Straße zur Granitzer Mühle, dann geht es auf teilweise kaum noch erkennbaren Wegen in eine große Kernzone des Nationalparks. Zunächst laufe ich durch relativ junge Kiefernaufforstungen, dann geht es aber lange durch mittelalte Bestände, in denen fast immer auch die Birke mit dabei ist, und vielerorts sehr viel junge Eichen, zum Teil schon ziemlich groß, aus Hähersaat. Daneben gibt es auch kleine Eichen-und Buchenflächen. Offenbar gibt es hier sehr viel Wild. Dreimal sehe ich Rudel von Damwild und einen imposanten Hirsch. Das Damwild ist in der Färbung sehr variabel, so ist einmal auch ein schwarzes Tier dabei. 

Aus einer sumpfigen Senke steht eine Rotte Wildschweine aller Größen auf. Auch noch ziemlich kleine, braune Frischlinge sind dabei. Zwar sehe ich kein Rotwild, höre den ganzen Tag aber immer wieder mal ihr Röhren. 

Im Gegensatz zu gestern gibt es hier keine Jagdeinrichtungen und dementsprechend werden die Wege auch nicht befahren und sind teilweise fast verschwunden. Erst als ich den Bereich verlasse, erfahre ich des Rätsels Lösung: Ein Schild verkündet, dass das Gebiet wegen alter Munition gefährlich ist…

Es ist hier deutlich viel Verbiss zu sehen, nichts desto trotz schaffen es Eichen und Buchen hochzuwachsen. Dabei gibt es hier ja nicht nur Rehe, die an den jungen Bäumchen knabbern, sondern auch Rotwild und Damwild…

Hatte ich erwähnt, dass dieser große Bereich offenbar gar nicht bejagt wird?

Natürlich kann Jagd einen Einfluss auf Wildbestände haben, besonders wenn sie sehr intensiv ausgeübt wird, wie das aber nur selten der Fall ist. Dennoch sehe ich immer wieder Beispiele, wo sich der Wald trotz Verbiss offenbar gut natürlich verjüngen kann. Das ist einerseits natürlich schön, wirft andererseits aber auch Fragen auf, was die Bedeutung der Jagd angeht. 

Wildschweine können einerseits negativ sein, wenn sie alle Bucheckern und Eicheln in einem Bereich fressen, andererseit sorgt ihre Wühltätigkeit aber auch für ein optimales Keimbett.

In der Nähe des Boeker Senders gelange ich auf einen viel befahrenen Radweg. Obwohl die Urlaubssaison ja wohl schon zu Ende ist, und heute Montag, ist hier ganz schön was los. Vor allem Senioren auf Elektrorädern flitzen durch die Gegend. Stets mit Helm und oft mit Licht an, obwohl es hellichter Tag ist. Von zwei Aussichtstürmen lassen sich Seen und Schilfflächen überblicken. Leider ist es ziemlich grau und nieselt zeitweise, daher wirkt die eindrucksvolle Landschaft nicht ganz so schön. 

Am Specker Horst gibt es heute nur noch eine offene Grasfläche mit einigen Bäumen. Aber zur DDR Zeit residierte hier im Staatsjagdgebiet Ministerpräsident Willi Stoph. Interessanterweise diente auch im Arbeiter- und Bauernstaat die Jagd herrschaftlichen Interessen, nicht viel anders wie die Jahrhunderte zuvor…

Der Müritznationalpark ist das größte Schutzgebiet dieser Kategorie in Deutschland. Zu 70 % ist es bewaldet, ausser den Schilfgebieten und Seeflächen gibt es aber auch Grünlandflächen, die durch extensive Beweidung erhalten werden. Lange Zeit laufe ich entlang von einem Waldrand durch eine schöne Kulturlandschaft mit alten Eichen und Wiesen, die alle fünfzig Meter von Heckenstreifen oder Schilf gesäumten Gräben unterbrochen werden. Sehr schön!

Am Warnker See setze ich mich eine Zeit lang in einen Beobachtungsstand. Unglaublich wieviele Kormorane es hier gibt! Sehr viele Uferbäume sind durch ihren scharfen Kot abgestorben. 

Es ist nicht mehr weit bis Waren, von wo ich morgen mit dem Zug nach Berlin fahre, um dann am Mittwoch die Wanderung wieder in Waren aufzunehmen. In Berlin findet am Dienstag um 20:15 die ZDF Sendung Klartext statt, in der ausgewählte Zuschauer SPD Kanzlerkandidat Olaf Scholz Fragen stellen dürfen. Der Umwelt/ Klimablock wird mit dem Film starten, den wir in der Sächsischen Schweiz gedreht haben und ich darf dann auch die erste Frage in diesem Block stellen, der offenbar ganz zu Anfang der Life Sendung laufen soll. 

Natürlich gibt es tausend Dinge, die ich einen so hochkarätigen Politiker gerne fragen würde, aber ich muss mich natürlich fokussieren. 

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt!

Relativ junge Kiefernaufforstungen
Kiefernwald bestimmt weite Bereiche des Müritz Nationalpark
Oft ist die Birke mit dabei
Moorsenke
Wacholder und Birke
Hier entsteht großflächig junger Eichenwald ohne das jemand gepflanzt hat
Die Eichen wachsen ohne Schutz vor Wildverbiss hoch
Hier finden die Eichelhäher die Eicheln, die sie im Kiefernwald aussäen
Trotz Verbiss wachsen die Eichen hoch
Hier haben die Wildschweine ein gutes Keimbett angelegt
Aha!
Im Müritz Nationalpark gibt es viele Seen
Eiche mit Höhle- Wichtiger Lebensraum
Flatterulme
Buchen unter Kiefern
Erlen- und Birkenwälder
Große Feuchtgebiete
Specker Horst, einst Jagdsitz von DDR Ministerpräsident Stoph
Weitläufige Kulturlandschaft
Viele alte Eichen am Waldrand
Sehr abwechslungsreiche Offenlandschaft
Warnker See voller kormorane

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