12.8.2021 Tag 155 Wölfe und eine Unterbrechung…

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Ich genieße den Sonnenuntergang am Rand der großen Freifläche, und verziehe mich dann unters Tarp, da es bereits ziemlich feucht ist. Es dauert nicht lange nach Einbruch der Dunkelheit, bis ein mehrstimmiges, schaurig- schönes Heulkonzert einsetzt. Wölfe! Das Heulen kommt aus verschiedenen Richtungen, ist aber nicht weit entfernt. Offenbar kommunizieren verschiedenen Rudel miteinander. Ich habe schon häufiger Wölfe gehört und auch in freier Wildbahn beobachtet, aber immer in anderen Ländern. Das so etwas inzwischen auch in Deutschland wieder möglich ist, finde ich ganz toll!

Unabhängig davon bin ich auch davon überzeugt, dass die Wölfe sehr positiv auf die Wildbestände und damit natürlich auch auf die Vegetationsentwickllung wirken. 

In der Nacht höre ich die Wölfe ein weiteres Mal und auch andere merkwürdige Geräusche, wohl die „schnurrenden“ Klänge des Ziegenmelkers, der heimischen Nachtschwalbenart. Gegen Morgen ertönt dann sogar noch das Trompetenkonzert der Kraniche, mit dem der neue Tag begrüßt wird. 

 Größtenteils ohne Weg laufe ich dann weiter Richtung Norden, zum Ende der Königsbrücker Heide. In den Grenzbereichen wurde der Wald offensichtlich vor nicht langer Zeit genutzt. Es wäre schön, wenn dieser Bereich jetzt auch zur Wildniszone gehört! 

Ausgedehnte Maisäcker grenzen unmittelbar an das Waldgebiet. Große Jagdkanzeln dienen der Bejagung der Wildschweine. Ich bin jetzt endgültig im Flachland angekommen und die Kiefer prägt den Wald sehr umfassend. Immerhin sehe ich auch Bereiche wo im Schutz eines Zauns Eichen gepflanzt wurden. Auch wenn die Kiefern vielleicht nicht so empfindlich gegen Trockenheit im Klimawandel sind, für Waldbrände sind sie idealer Zunder, weshalb es schon aus diesem Grund wichtig ist, hier mehr Laubbäume, vor allem Eichen einzubringen. 

Größtenteils auf Radwegen gelange ich über Naundorf, Kroppen und Frauendorf nach Lauchhammer, wo ich den Bahnhof ansteuere, da ich hier meine Wanderung unterbreche. Immerhin habe ich jetzt Brandenburg erreicht

Wer glaubt, dass meine Deutschlandtour krass ist, muss sich mal zu Gemüte führen, was meine Freundin Anke vorhatte: Von Stuttgart wollte sie den Bergzügen folgend bis nach Nepal wandern, wo sie 2015 gearbeitet hatte, und nach dem großen Erdbeben den Entschluss gefasst hatte, ihre Karriere als promovierte Agrarbiologin aufzugeben und ihre Zeit im Wesentlichen damit zu verbringen, die Welt in Wanderschuhen zu erkunden. Anke durchquerte Deutschland, Tschechien, Polen, die Slowakei und die Ukraine, bis sie zuletzt in den rumänischen Karpaten unterwegs war. Dort werden die Schafherden von Hütehunden bewacht, die sie gegen Angriffe von Bären und Wölfen schützen sollen. Obwohl sie weit entfernt von einer Herde war, griff sie eine Hundemeute an, und fügte ihr trotz Abwehr mit Steinen und Wanderstöcken etliche Bisswunden zu. 

Durch einen glücklichen Zufall konnte sie noch am selben Tag in einem Krankenhaus verarztet werden, und ist mittlerweile auf dem Weg der Besserung. Dennoch fliegt sie morgen nach Stuttgart, wo ich sie empfangen und ihr einige Tage lang helfen möchte, bevor ich meine Wanderung fortsetze. 

Leider streiken die Lokführer gerade, daher kann ich nicht mit der Bahn nach Stuttgart fahren, sondern werde nach einem Zwischenstopp in Dresden mit dem Bus weiter fahren. 

Die lange Wartezeit in Dresden wird dann durch Sven Schellin angenehm versüßt, mit dem ich in der Stadt etwas essen gehe. Sven hat vor 10 Jahren den ersten deutschen Packraft  Vertrieb gegründet, daher hatten wir schon öfter miteinander zu tun. Packrafts sind 1-3 kg schwere Schlauchboote mit denen man tolle Kombinationen aus Wanderungen und Paddeltouren umsetzen kann, was ich in der Vergangenheit häufig getan habe. Mehr darüber gibt es hier zu lesen. 

Jetzt schreibe ich in der Wartehalle des Bahnhofs und warte auf die Abfahrt des Busses gegen Mitternacht…


Nach Sonnenuntergang heulen die Wölfe
EIN NEUER MORGEN
Sonnenaufgang
Hier waren Wölfe unterwegs
Wildkamera
Sukzessive steigt der Eichenanteil durch das kurze Leben der Birken
Noch bewirtschafteter Teil des Naturschutzgebiets
Maisäcker grenzen an den Wald
Typische Kiefernmonokultur- immerhin wurde ein Habitatbaum markiert
Eichenpflanzung im Zaun
Die Kiefern wurden aufgelichtet und Eichen gepflanzt
Erstaunlich viele junge Eichen wachsen unter den Kiefern
Es gibt hier auch alte Eichen
Schöne Allee
Anke lächelt schon wieder


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Ein Gedanke zu „12.8.2021 Tag 155 Wölfe und eine Unterbrechung…

  • 13. August 2021 um 10:31
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    Sehr eindrucksvoll, danke 🙏

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