11.8.2021 Tag 154 In die Königsbrücker Heide

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Nicht weit hinter Königsbrück beginnt das Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide, mit 7000 Hektar das Größte Sachsens. Von 1907 bis 1992 wurde das Gelände als Truppenübungsplatz genutzt und darf sich auf fast 6000 Hektar ohne irgendwelche Eingriffe natürlich entwickeln, was auch für die Jagd gilt.  Auf dem kleinen Rest der Fläche werden Pflegeeingriffe durchgeführt um den offenen Heidecharakter zu erhalten. Ein markierter Pfad führt zu einem Aussichtsturm, von dem man einen guten Überblick erhält.

Anschließend setze ich meinen Weg fort. Es gibt keine frischen Spuren menschlicher Anwesenheit, offenbar wird das Gebiet nur selten besucht. Teilweise ist das vielleicht auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass hier bereits seit 10 Jahren ein Wolfsrudel ansässig ist. Meine Wirtin gestern hat mich auch gleich vor den Wölfen gewarnt… 

Erstaunlicherweise wurden einige dünne Birken am Weg umgeschnitten, aus mir nicht erkennbarem Grund.

In dem seit 30 Jahren entstandenem Wald dominiert die Birke, aber mich überrascht vor allem der hohe Eichenanteil!

Diese offenen, trockenen Wälder haben ein bisschen etwas afrikanisch- savannenartiges, allerdings sind erstaunlich wenig Fährten auf den Wegen zu sehen. Immerhin entdecke ich zunächst weiße, alte Wolfslosung und dann etwas Frischere. Es gibt aber auch weite Bereiche, in denen überwiegend Kiefern wachsen. Dagegen nehmen Roteichen und Robinien bisher nur sehr kleine Areale ein. Besonders schön ist, dass zur Zeit das Heidekraut blüht. Überhaupt wundere ich mich, wieviele Schmetterlinge die karge Landschaft beleben, darunter sehe ich auch zweimal große, braune Trauermäntel mit gelbem Flügelrand, die anderswo sehr selten sind. 

Einmal kreist ein Seeadler majestätisch über mir. Ein Seeadler in dieser trockenen Landschaft? Tatsächlich fließt die Pulsnitz durch das Gebiet und es gibt etliche kleine Seen, die teilweise von Bibern aufgestaut wurden. An der Pulsnitz wachsen Erlen und Weiden. Im Übergangsbereich zu einem See entdecke ich ein Rotwildweibchen, dem ich mich recht gut nähern kann. Das Tier steht im Wasser und platscht schließlich weiter. Da es kaum noch erkennbare Wege gibt und auch nicht die sonst überall vorhandenen Jagdeinrichtungen, hat die Königsbrücker Heide einen wirklich wilden Charakter und gefällt mir sehr gut. Man kann gar nicht überschätzen, ein wie großer Störungsfaktor die Jagd meistens ist. Aus diesem Grund ist es kaum zu glauben, dass es aktuell keinen Nationalpark in Deutschland gibt, in dem die Jagd vollständig ruht! Das es auch anders geht, zeigt die Königsbrücker Heide sehr eindrucksvoll. Ich schlage schon früh mein Lager am Rand einer großen Heidefläche auf, und unternehme dann noch einen Streifzug ohne großes Gepäck. Ich beobachte ein weiteres Stück Rotwild und bewundere die Trichter der Ameisenlöwen. Wenn eine Ameise in so eine kleine Sandkuhle gelangt, wird sie rasch ein Opfer der hungrigen Larve. 

Es wird sicher spannend sein zu sehen, wie sich die Königsbrücker Heide in den nächsten Jahrzehnten weiter entwickelt. Jedenfalls ist die Waldentwicklung schon jetzt sehr eindrucksvoll. 

Auf 6000 Hektar ist ein neuer Naturwald entstanden
Weite Bereiche werden von Birken geprägt
Kaum genutzte Wege
Es gibt auch einige alte Eichen
Stellenweise gibt es auch amerikanische Roteichen
Am Weg umgeschnitten
Manchmal sind Birken, Kiefern und Eichen gemischt
Die Pulsnitz durchfließt das Gebiet
Trockene und nasse Bereiche wechseln sich ab
Die Landschaft auf mich wirken lassen
Eidechse
Auch Aspen sind vertreten
Weite Bereiche sind auch von Kiefern geprägt
Alte Wolfslosung
Tolles Sommerwetter
Ein Rothirsch hat die Haut von seinem Geweih gefegt und dadurch die Kiefer beschädigt
Heideblüte
Seit 10 Jahren lebt ein Wolfsrudel hier
Es gibt auch große Offenbereiche
Eichen und Kiefern besiedeln die offene Landschaft
Hier überquert das Rotwild die Pulsnitz
Es gibt auch Eichen mit Habitatqualität
Trichter von Ameisenlöwen
Überrest eines Wildschweins

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3 Gedanken zu „11.8.2021 Tag 154 In die Königsbrücker Heide

  • 11. August 2021 um 22:22
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    Es hat eine gewisse Ironie, dass Truppenübungsplätze und Sperrgebiete oft zu den wertvollsten Biotopen gehören – teilweise auch unter Nutzung und unter Gefechtslärm ! Das liegt mit daran, dass diese Flächen weit weniger intensiv wirtschaftlich genutzt werden/wurden als sonstige Areale – und durch die Einzäunung zum No Go-Areal für PilzsucherInnen , BikerInnen und Moto-Cross-Fans wurden.

    Viele Grüsse
    Peter

    Antwort
  • 12. August 2021 um 10:27
    Permalink

    Hallo Gerald,
    vielen Dank für den informativen Blog zur Königsbrücker Heide 😀
    Das ist wirklich positiv, dass die Natur dort nicht irgendeiner Nutzung durch den Menschen unterzogen ist (auch nicht beweidet) sondern wild sein darf! In meiner Nähe konnte ich leider beobachten, dass durch eine Nutzung als Weide dieser Charakter verloren ging.
    Das ist wahrscheinlich Jäger-Sprache, aber wie kann ein Lebewesen ein „Stück“ sein? Durch die Sprache distanzieren wir uns von den Tieren, deren Kapazitäten Schmerzen zu fühlen und zu leiden wissenschaftlich bestätigt wurden. Sie sind keinesfalls „etwas“ sondern „jemand“.
    Unser Herz weiß das schon – jetzt gilt es auch im Alltag diese Überzeugung umzusetzen 💚

    Herzliche Grüße
    Christine

    Antwort
    • 12. August 2021 um 22:45
      Permalink

      Hallo Christine,

      da hast du ganz recht, ich werde das verändern!

      Liebe Grüße

      Gerald

      Antwort

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